Institut für Epidemiologie und Pathogendiagnostik
Die Sparten des Gartenbaus benötigen fachliche Lösungen, um den ökologisch dringend notwendigen Umstieg auf torffreie oder torfreduzierte Substrate zu meistern. Im Fokus des beantragten Projektes ToPGa steht somit das Ziel, die Wirkungen des Einsatzes torfreduzierter Substrate möglichst ganzheitlich zu untersuchen und zu bewerten. Nur mit Hilfe einer solchen umfassenden Betrachtung können der Praxis Empfehlungen zum Umstieg auf torfreduzierte Substrate gegeben werden. Im beantragten Projekt arbeiten Forschende aus verschiedenen Fachgebieten zusammen, mit dem Ziel die verschiedenen Problemfelder des Einsatzes torfreduzierter Substrate zu bearbeiten und im gegenseitigen Informationsaustausch fachübergreifende Lösungsansätze für eine Verringerung des Torfeinsatzes für alle Sparten des Gartenbaues zu entwickeln. Sowohl die Optimierung der Kultursicherheit bei der Verwendung weitverbreiteter Substratausgangsstoffe wie Holzfaser, Kokosmark, Substratkompost etc. als auch die Untersuchung von neuen, bisher wenig oder noch nicht in gartenbaulichen Kultursubstraten eingesetzten Stoffe ist daher dringend nötig. Derzeit werden in großem Umfang genutzte Torfersatzstoffe wie Nadelholzfasern aufgrund des Waldumbaus zukünftig rückläufig sein; Kokos steht aus soziökologischen Gründen in der Kritik. Neue Stoffe, die in großen Mengen verfügbar sind, werden gebraucht, um die zukünftig benötigten Mengen an qualitativ hochwertigen Torfersatzstoffen bereitstellen zu können. Aus sozioökologischen Gründen sind nachwachsende Torfersatzstoffe aus heimischem Anbau zu bevorzugen. Daher wäre als Alternative zur Kokosfaser die Fasernessel als Torfersatzstoff interessant. Die Fasernessel ist eine Konvarietät der Großen Brennnessel (Urtica dioica L.), deren Fasergehalt züchterisch gesteigert wurde. Im Rahmen des Projekts werden durch das JKI-Institut für Pflanzenbau und Bodenkunde (1) der nachhaltige Anbau und die Stängelerträge von zwei neugezüchteten Fasernesselklonen innerhalb eines bereits etablierten Agroforstsystems und im „offenen Feld“ vergleichend untersucht. Im Gegensatz zu anderen als Torfersatz infrage kommenden nachwachsenden Rohstoffen (wie z.B. Typha) kann der Fasernesselanbau auf großen Flächen stattfinden und liefert einen hohen Faserertrag pro Flächeneinheit. Durch den resilienten Anbau im Agroforstsystem profitiert die Nessel (Windschutz, Beschattung); ein zusätzlicher Anreiz für Landwirte ist über die Holzproduktion und die Förderungsfähigkeit der Baumstreifen gegeben. (2) Brennnesseln sind Stickstoff-intensive Pflanzen. Über verschiedene N-Düngestufen soll das C:N-Verhältnis der Pflanzen optimiert werden, um das Risiko der N-Immobilisierung im Kultursubstrat zu reduzieren. Holzfasern aus den Baumstreifen (Pappeln) des Agroforstsystems sollen mit den Fasern der Nessel entsprechend der angestrebten Eigenschaften des Substrats kombiniert werden. (3) Eine Potenzialabschätzung des Fasernesselanbaus hinsichtlich Standortbedingungen und -ansprüchen wird durchgeführt.
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft