Institut für Züchtungsforschung an Obst
Der Kulturapfel (Malus domestica Bork.) ist anteilig mit 77% (1,02 Millionen Tonnen auf 33.905 ha in 2020) an der jährlichen Gesamt-Obsternte die bedeutendste Obstart in Deutschland. Trotz der wachsenden und hohen Produktion leidet der Erwerbsanbau von Äpfeln unter dem Strukturwandel der Landwirtschaft und steigenden Anforderungen an die Bewirtschaftung. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (PSM) gestaltet sich durch den Wegfall von Zulassungen schwieriger und sowohl milde Winter als auch feucht-warme Sommer (z.T. mit Starkregenereignissen) fördern die Entwicklung und die Ausbreitung neuer Schaderreger wie dem frühzeitigen Blattfall (Diplocarpon coronariae). In den letzten 10 Jahren hat sich dieser Pilz massiv im süddeutschen Raum als Folge von sich klimatisch verändernden Bedingungen ausgebreitet. Laut einer Risikoanalyse des Julius Kühn-Institutes ist der Pilz mit Ausnahme von Schleswig-Holstein in ganz Deutschland verbreitet. Effektive Bekämpfungsmaßnahmen gibt es nicht. Hinzu kommt die Dominanz weniger anfälliger Sorten im Erwerbsanbau und der ökologischen Produktion. Des Weiteren stehen dem Anbau bislang keine resistenten Sorten für neuartig auftretende Krankheiten, wie dem frühzeitigen Blattfall (Diplocarpon coronariae), zur Verfügung. Die Züchtung von resistenten Sorten wäre eine Möglichkeit, dieses Problem zu überwinden. Eine erste resistente Akzession (MAL0419) der Apfelwildart Malus baccata konnte am Julius Kühn-Institut identifiziert werden. Allerdings existiert bislang weltweit kein Züchtungsprogramm, um die Resistenz gegenüber frühzeitigen Blattfall zu isolieren und in Sorten einzukreuzen, um diese für den Anbau nutzbar zu machen. Um langfristig ein Resistenzzüchtungsprogramm aufzubauen ist es zunächst notwendig die Resistenz im Genom zu identifizieren und zu isolieren, um anschließend eng gekoppelte molekulare Marker zu entwickeln. Ziel des Projektes ist es mit Hilfe neuer Sequenzierungsverfahren durch die Detektion, Isolation und Entwicklung molekularer Marker für die Resistenz gegenüber frühzeitigen Blattfall die Effizienz in der Selektion zu steigern. Diese Marker sollen dann künftig bei der Züchtung Blattfall-resistenter Apfelsorten genutzt werden.
Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat