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EBBO

Etablierung und Bewertung einer biologischen Bekämpfung der Blutlaus (Eriosoma lanigerum Hausm.) beim Apfel (Malus ×domestica Borkh.) durch Ansiedlung von Ohrwürmern (Forficula auricularia L.)


Laufzeit

2025-06-01 bis 2027-12-31

Projektleitung

  • Thomas, Wöhner


Zuständige Fachinstitut

Institut für Züchtungsforschung an Obst


Beteiligte JKI-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler

  • Thomas, Wöhner

Kooperationspartner

  • Vertriebsgesellschaft für Obst mbH Dresden


Gesamtziel des Projektes

Blutläuse (Eriosoma lanigerum) zählen zu den bedeutendsten Schädlingen im Obstanbau und verursachen erhebliche Ertragseinbußen im integrierten und ökologischen Anbau. Grund dafür sind die Gewebeverletzungen und Gallen an Trieben, welche aufplatzen und Sekundärinfektionen mit beispielsweise Obstbaumkrebs fördern (Childs 1929). Weiterhin verursachen Blutläuse Gallen an den Wurzeln, die das Wachstum beeinträchtigen, da sie die Wasseraufnahme durch die Bildung von nichtleitendem Xylem aus parenchymatischen Zellen behindern und so den Wasserfluss insgesamt verringern (Brown et al. 1991). Daher könnte der Schaderreger erheblich zum Trockenstress der befallenen Bäume beitragen, was angesichts der klimatischen Veränderungen von großer Bedeutung ist. Aufgrund der zunehmenden Beschränkungen bei der Zulassung von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln wird eine Bekämpfung des Erregers immer schwieriger. Der gemeine Ohrwurm (Forficula auricularia) gehört zu den natürlichen Gegenspielern der Blutlaus. Aufgrund der hohen Fraßleistung von bis zu 120 Blutläusen pro Nacht (Lohrer 2008) spielt der Ohrwurm eine entscheidende Rolle in der biologischen Kontrolle und wird deshalb gezielt zur Schädlingsregulierung in ökologischen Obstanlagen gefördert. Aufgrund seiner Lebensweise als Allesfresser, kann sich eine gezielte Ansiedelung und Förderung auch positiv gegenüber anderen Schaderregern (Grüne Apfelblattlaus, Mehlige Apfelblattlaus, Apfelwickler, Schildläusen) auswirken. Ähnliche Untersuchungen werden aktuell in einem vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) geförderten Modell- und Demonstrationsvorhaben mit dem Titel: „Maßnahmen zur Stärkung der funktionellen Biodiversität für eine nachhaltige Produktion im Obstanbau (FUBIOO)“ durchgeführt. Ein Schwerpunkt in FUBIOO ist es, den Einsatz von Ohrwürmern in stark mit Blutlaus befallenen Apfelanlagen zu testen. Erste Ergebnisse sind vielversprechend. Ziel des hier vorliegenden Projektes ist es, die wissenschaftlichen Forschungsergebnisse von FUBIOO in die Praxis zu überführen und dabei den Wirkungsgrad bei der Bekämpfung von Blutläusen zu evaluieren. Dabei ist es besonders wichtig, diesen Nützling dauerhaft in der Obstanlage zu etablieren und über mehrere Jahre hinweg zu erhalten. In diesem Zusammenhang sollen verschiedene Ohrwurmquartiere sowohl auf ihre Wirksamkeit als auch auf ihre Langlebigkeit geprüft werden. Die Versuche sollen an insgesamt drei Standorten durchgeführt werden. Das Institut für Züchtungsforschung an Obst des Julius Kühn-Institutes (JKI) blickt auf 100 Jahre Erfahrung in der Obstzüchtung zurück und hat Sorten entwickelt, die weltweit für ihre Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten, hohe Ertragsleistung und vielseitige Eignung geschätzt werden. Als Koordinator der Deutschen Genbank Obst (DGO) pflegt das Institut eine umfangreiche Sammlung alter Apfelsorten und anderer einzigartiger genetischer Ressourcen, die als Ausgangsmaterial für Forschung und Züchtung dienen. Der zunehmende Befall durch Blutläuse gefährdet jedoch diese wertvollen Sammlungen, weshalb die Etablierung und Prüfung eines effektiven Verfahrens zu deren Bekämpfung dringend notwendig ist, um die nachhaltige Erhaltung dieser genetischen Vielfalt sicherzustellen.


Mittelgeber

Erzeugerorganisation Dresdener Obst e.G.