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Institut für Biologischen Pflanzenschutz

Aktuelles

Weniger Kupfer, mehr Nützlinge

Verbundprojekt Oekoapfelforward will Pflanzenschutz im Öko-Apfelanbau weiterentwickeln.

Schadpilze werden im Ökolandbau hauptsächlich mit kupferhaltigen Pflanzenschutzmitteln bekämpft. Der gefürchtete Apfelwickler ist mittlerweile gegen einige Apfelwicklergranulovirus-Varianten resistent. Die Blutlaus kann immer schlechter mit kommerziell vertriebenen Gegenspielern bekämpft werden. Aktuelle Herausforderungen im Öko-Apfelanbau, für die das Projekt Oekoapfelforward nun Lösungen finden will. Ziel ist es, verschiedene Bausteine des biologischen Pflanzenschutzes praxistauglich zu kombinieren und so den Pflanzenschutzaufwand im ökologischen Apfelanbau weiter zu reduzieren. Das soll nicht nur dazu beitragen, die Erträge zu stabilisieren, sondern auch die Zahl der Überfahrten in den Obstplantagen insgesamt zu verringern und die Artenvielfalt zu erhöhen.

Resistenzmanagement Apfelwickler – Forschung des JKI gefragt

Mildere Winter und wärmere Frühjahre sorgen dafür, dass der Apfelwickler (Cydia pomonella) mittlerweile überwiegend zwei Generationen im Jahr ausbildet. Die Larven der Motte gehören zu den bedeutendsten Schädlingen im Apfelanbau. Sie schlüpfen von Anfang Mai bis Ende August. Ein Problem im biologischen Pflanzenschutz: Der Einsatz der noch wirksamen Apfelwicklergranulovirus-Präparate wird inzwischen über das ganze Jahr empfohlen. Das ist für den Apfelanbauer mit erheblichen Kosten verbunden.

Innerhalb des Projekts sucht das JKI-Fachinstitut für Biologischen Pflanzenschutz in Dossenheim daher nach neuen Wegen, die Anwendungen von Granuloviren zu reduzieren. Hintergrund ist, dass durch die angestrebten Pflanzenschutzstrategien weniger Überfahrten anfallen sollen. Andererseits sollen Überfahrten, die ausschließlich dazu dienen Viren einzusetzen, vermieden werden. Darüber hinaus werden am JKI neue Virusisolate und -typen auf ihre Wirksamkeit getestet, um Resistenzentwicklung vorzubeugen.

Kupferanwendungen minimieren

Kupfer ist eines der wenigen zugelassenen Mittel im Ökoanbau zur Bekämpfung von Pilzkrankheiten. Seine Anwendung soll wegen negativer Auswirkungen auf den Naturhaushalt weiter reduziert werden. Ein Schlüssel, um weniger Kupfer auf der Fläche ausbringen zu müssen, sind pilzresistente Kultursorten. Der Züchtungsfokus der vergangenen Jahrzehnte lag hier vor allem auf der Widerstandsfähigkeit gegen den Apfelschorf (Venturia inaequalis). Im ökologischen Landbau setzen diesen schorfresistenten Sorten nun Schlauchpilze zu. Die Ruß- oder Regenfleckenkrankheit sorgt ab Juni dafür, dass unbehandelte Öko-Äpfel oft nicht vermarktbar sind, da sie den EU-Qualitätsnormen nicht mehr entsprechen. Um das zu vermeiden, entfällt ein großer Teil der Kupferaufwandmengen auf den Sommer.

Um den Kupferaufwand langfristig zu reduzieren, sollen u. a. indirekte Maßnahmen wie der Einsatz von Putzmaschinen gegen die Regenflecken oder die Unkrautbekämpfung mit der Rollhacke erprobt und evaluiert werden – letzteres soll die Anzahl der Pilzsporen reduzieren helfen. Zudem wird im Projekt die minimal notwendige Aufwandmenge an kupferhaltigen Präparaten bei schorfresistenten Sorten ermittelt.

Informationen zu schorfresistenten Sorten (Re-Sorten) finden sich auch im Obstsortenkatalog des JKI.

Vegetationsmanagement: Nützlinge fördern, um Blutlaus und Baumwanzen zu regulieren

Die Blutlaus verursacht in vielen Anlagen hohe wirtschaftliche Schäden. Die Tiere saugen am Gewebe der Bäume und verursachen krebsähnliche Schwellungen auf der Rinde. Jungbäume werden in ihrem Wachstum erheblich beeinträchtigt. Wichtige Gegenspieler, wie Ohrenkneifer und Blutlauszehrwespe, reduzieren die Population meist nicht rechtzeitig. Im Projekt wird daher mit verschiedenen Ansätzen im Vegetationsmanagement die gezielte Förderung von Nützlingen angestrebt, die zu einem früheren Zeitpunkt im Jahr aktiv werden – wie etwa die Larven von Marienkäfern oder Schwebfliegen.

Über Vegetationsmanagement-Maßnahmen lassen sich auch bestimmte Arten fruchtschädigender Baumwanzen reduzieren. Deshalb wird erhoben, wann und in welcher Zahl die Wanzen in Baumkrone und Fahrgassenbegrünung auftreten. Daraus werden Empfehlungen abgeleitet, mit denen Fruchtschäden durch Wanzen vorgebeugt wird.

Informationen zum Projekt

Das auf fünf Jahre angelegte Verbundprojekt wird über das Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖL) vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert. Die lange Laufzeit bietet die Chance, auch komplexere Fragestellungen zu bearbeiten. Die Studien werden bundesweit in verschiedenen Obstbaugebieten durchgeführt und von der FÖKO e.V. koordiniert. Weitere Projektpartner sind: ÖON e.V. Jork, DLR Rheinpfalz, KOB Bavendorf, Institut für Landschafts- und Pflanzenökologie der Universität Hohenheim, Institut für Biologischen Pflanzenschutz des JKI und das Kompetenzzentrum Ökolandbau Nossen. Ein Projektbeirat mit Akteuren der Öko-Verbände und Umweltorganisationen ist vorgesehen.

Im Winter 2023/24 sollen erste Projektergebnisse und -erfahrungen diskutiert werden.

Ansprechpartner am JKI

Prof. Dr. Joannes Jehle

Veröffentlicht am