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Institut für Pflanzenschutz in Obst- und Weinbau

Aktuelles

Blütenfrostabwehr auf der Versuchsanlage am Standort Dossenheim

Was beim Außenstehenden die Vorfreude auf den Frühling weckt, kann für Obstbauern zum Stolperstein in der Obstproduktion werden: Der frühzeitige Austrieb macht die Blütenorgane empfindlich gegen Frostereignisse.

(Dossenheim) Der milden Winter und die frühlingshaften Temperaturen im März haben sich auch auf den JKI-Standort Dossenheim ausgewirkt: Die Vegetation auf den dortigen Versuchsanlagen ist sehr weit fortgeschritten. Die Birnenbäume der Versuchsanalge vor Ort befinden sich bereits in der Vollblüte, beim Apfel stehen die Bäume zwischen Stadium „Grüne Knospe“ (BBCH 54), z.B. bei der Sorte Mairac, bis hin zu „Rote Knospe“ (BBCH 57) wie bei der Sorte Karneval.

Was beim Außenstehenden die Vorfreude auf den Frühling weckt, kann für Obstbauern zum Stolperstein in der Produktion werden: Der frühzeitige Austrieb macht die Blütenorgane empfindlich gegen Frostereignisse. Bei der Wetterlage der vergangenen zwei Tage mit Nachtfrösten bis zu -3,5° C Feuchtetemperatur besteht die Gefahr von Schäden an der Blüte, welche jedoch eine elementare Rolle im Fruchtansatz des Baumes spielen. Mit beschädigten Blüten kommt es zu Ernteausfällen bis hin zu Totalverlusten.
Solche Bestände würden also auch für viele Forschungsfragen ausfallen, wie z.B. Bekämpfungsversuche gegen Feuerbrand, Apfelschorf oder Apfelwickler.

Eine Frostschutzberegnungsanlage, wie sie am Standort Dossenheim für insgesamt 4 ha Kernobst vorhanden ist, kann empfindliche Blüten vor Frostschädigung schützen. Das erforderliche Wasser stellt der institutseigene Tiefbrunnen zur Verfügung. Die Temperaturen überwachen unsere Mitarbeiter/innen per Fernzugriff auf die Wetterstationen auf dem Versuchsfeld Dossenheim und der Feuerbrand-Versuchsanlage Kirschgartshausen.

Die erste Überkronenberegnung erfolgte in der Nacht vom Samstag auf Sonntag, den 3. April 2022. Es folgte eine weitere Nacht mit Minus-Temperaturen. Diese Wetterlage hält jedoch nicht weiter an, und durch den höchst motivierten Einsatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnten auf diese Weise bis jetzt Schäden an den Kulturen abgewendet werden.

Das Frostschutzprinzip:

Beim Gefrieren von Wasser wird Erstarrungswärme frei (334 kJ/kg), welche die Knospen, Blüten oder Früchte in der Eisschicht vor dem Erfrieren schützt. Mit der erforderlichen Wassermenge von 3,5 mm pro m² und Stunde können Schäden durch Temperaturen bis -7 Grad abgewehrt werden. Geeignete Kulturen für Überkronenberegnung sind Apfel, Birne und Erdbeeren. Beim Steinobst ist Unterkronenberegnung üblich, da bei Überkronenberegnung Schäden durch Vernässung entstehen. Der richtige Einschaltzeitpunkt hängt von der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit ab. Deshalb orientiert man sich beim Einschalten der Beregnungsanlage an

  • der Feuchtkugeltemperatur, die in etwa der Temperatur der Pflanzenorgane entspricht.
  • Der kritische Pflanzentemperatur, also der Temperatur bei der die Pflanze geschädigt wird. Diese hängt sehr stark vom aktuellen Entwicklungsstadium der Pflanze ab und ist nur eine grobe Orientierungshilfe. Faktoren wie z.B. die Vernässung des Bodens bzw. die Qualität der Blüten sollten in die Gesamtbetrachtung immer einbezogen werden.
  • Der Windgeschwindigkeit. Diese sollte für eine zielgenaue Verteilung der Wassertröpfchen 3m/sec nicht überschreiten.

Die Beregnungsanlage muss eingeschaltet werden, bevor die Feuchtetemperatur die kritische Pflanzentemperatur unterschreitet. Um den Schutzeffekt zu erhalten, muss permanent Wasser gefrieren. Bei Ausfall der Anlage während des Betriebes drohen Kälteschäden an der Pflanze. Die Anlage kann ausgeschaltet werden, wenn die Feuchtetemperatur deutlich über der kritischen Pflanzentemperatur liegt. In der Regel wird gewartet, bis das Eis zu tauen beginnt. So wurden z.B. die Regner in der Nacht vom 2. auf den 3. April erst gegen 9:30 Uhr vormittags abgeschaltet.

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