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Inhalt: BEET-Protect sucht neue Ansätze, um Schilf-Glasflügelzikade von Zuckerrüben fernzuhalten und so vor SBR-Krankheit zu schützen

JKI erforscht im neu gestarteten Projekt, ob sich das Schadinsekt mit Duftstoffen von den Wirtspflanzen weglocken oder vertreiben lässt. Zuckerindustrie fördert das Vorhaben bis 2028 mit fast 940.000 Euro.

(Dossenheim) Die Zuckerrübe und ihr heimischer Anbau werden aktuell durch zwei Bakterien bedroht. Die beiden Erreger (Candidatus Arsenophonus phytopathogenicus und Candidatus Phytoplasma solani) nutzen dabei die Schilf-Glasflügelzikade als Taxi und ihre Saugtätigkeit als Eintrittspforte, um die Pflanzen zu infizieren. Die vormals eher harmlose Zikade (Pentastiridius leporinus) ist seit fünf Jahren auf dem Vormarsch durch die Zuckerrübenanbaugebiete. Die Zikade ist zudem nicht mehr nur an Rüben interessiert. Auch an Kartoffeln kann sie sich vom Ei über Nymphenstadien zum erwachsenen Insekt entwickeln. Die mittransportierten Bakterien wurden inzwischen auch in Gemüsesorten, wie Rote Beete und Zwiebeln, nachgewiesen, was nahelegt, das die Zikade auch an diesen Kulturpflanzen saugt.

Fieberhaft wird nach neuen Methoden gesucht, um das Schadinsekt gezielt an seiner Vermehrung und Verbreitung zu hindern bzw. es von den Pflanzen fernzuhalten, um der Infektion mit den Bakterien vorzubeugen. Hier setzt das neue Forschungsprojekt BEET-Protect an, welches am Julius Kühn-Institut in Dossenheim gestartet ist. Im Mittelpunkt stehen dabei so genannte Infochemikalien, das sind flüchtige Substanzen, die von Pflanzen aber auch von den Insekten ausgesendet werden. So reagieren Pflanzen auf den Befall mit Schadorganismen, indem sie vergrämende Düfte aussenden. Insekten wiederum kommunizieren untereinander mit Infochemikalien, etwa um sich zu paaren und sie werden auch durch Duftsignale zu den Pflanzen gelockt. Es ist zudem nicht unüblich, dass eine Infektion mit Viren und Bakterien, die auf den Transport durch Insekten angewiesen sind, das Duftbouquet einer Pflanze ändert, um eben jene Insekten-Taxis anzulocken. Im BEET-Projekt soll nun aufgeklärt werden, welche Infochemikalien an dem Zusammenspiel zwischen Zuckerrübe, der Schilf-Glasflügelzikade und den Bakterien beteiligt sind.

Das vom Verband der deutschen Zuckerindustrie (VdZ) geförderte Forschungsprojekt zielt darauf ab, die chemische Kommunikation und das Saugverhalten der Zikade vertiefend zu untersuchen. „Wir verfolgen dabei einen mehrstufigen Ansatz, um sowohl die sehr mobilen paarungswilligen erwachsenen Insekten als auch junge Nymphen, die sich an den Wurzeln entwickeln, vom Saugen an der Pflanze abzuhalten“, erklärt Prof. Dr. Jürgen Gross, der am Julius Kühn-Institut in Dossenheim das Projekt koordiniert. Die Arbeiten in zwei Teilprojekten schaffen so die Grundlagen zur umweltverträglichen Regulation der Schilf-Glasflügelzikade und im weiteren Sinne für neue Bekämpfungsstrategien in der Zuckerrübenproduktion.

Wissenschaftliche Ansprechpersonen am JKI:

Dr. Bruna Czarnobai de Jorge
Prof. Dr. Jürgen Gross
Julius Kühn-Institut (JKI), Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
Institut für Pflanzenschutz in Obst- und Weinbau
Schwabenheimer Str. 101, 69221 Dossenheim
Tel. 03946-47-4700
mailto:ow@  julius-kuehn.  de

Hintergrundinfo zur SBR-Krankheit und dem Schaderreger-Komplex:

Die beiden Bakterienarten Candidatus Arsenophonus phytopathogenicus und Candidatus Phytoplasma solani sind für das „Syndrome Basses Richesses“ (SBR) an Zuckerrübe verantwortlich. Die Krankheit geht mit Blattvergilbung, Deformationen der Rübenkörper und niedrigen Zuckergehalten einher. Die Bakterieninfektion führt so zu erheblichen Ertrags- und Qualitätsverlusten. Wird das Überträgerinsekt nicht an seiner Vermehrung und Verbreitung gehindert, droht der heimische Zuckerrübenanbau zum Erliegen zu kommen. Die Schilf-Glasflügelzikade entwickelt sich mit unter- und oberirdischen Entwicklungsstadien an der Zuckerrübe und saugt dabei sowohl am Blattwerk als auch am Rübenkörper. Beides sind potenzielle Eintrittspforten für die bakteriellen Schaderreger.


Eckdaten zum BEET-Protect-Projekt

Projektlaufzeit
01.05.2025 – 30.04.2028

Fördersumme
939.873,90 Euro

Geldgeber und Projektträger
Verband der deutschen Zuckerindustrie (VdZ) 

Projektkoordination
Prof. Dr. Jürgen Gross, Julius Kühn-Institut (JKI) Dossenheim 
(Leiter des JKI-Fachinstituts für Pflanzenschutz in Obst- und Weinbau)

Teilprojekt 1: Einfluss von Infochemikalien auf erwachsene Schilf-Glasflügelzikaden

  • Identifikation wahrnehmbarer Substanzen mithilfe der Elektroantennographie (EAG), basierend auf Literaturdaten und eigenen Analysen (GC-EAD)
  • Verhaltensanalyse der identifizierten Substanzen im Olfaktometer zur Auswahl potenzieller Lockstoffe und Repellentien
  • Untersuchung des Saugverhaltens mittels Elektropenetrographie (EPG) unter Einfluss ausgewählter Duftstoffe, inklusive Bewertung der Bakterientransmission per qPCR.

Teilprojekt 2: Chemische Kommunikation unterirdischer Nymphen der Schilf-Glasflügelzikaden

  • Testung der Wahrnehmbarkeit bioaktiver Substanzen durch die Nymphen mittels EAG
  • Charakterisierung des Volatiloms der Rhizosphäre durch Duftstoffsammlung und Headspace-GC-MS

Verhaltensanalysen mit Nymphen unter Einsatz der identifizierten Substanzen und innovativer Testsysteme (z. B. Untergrund-Olfaktometer, Kramer-Kugel)

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