(Dossenheim) Die Zuckerrübe und ihr heimischer Anbau werden aktuell durch zwei Bakterien bedroht. Die beiden Erreger (Candidatus Arsenophonus phytopathogenicus und Candidatus Phytoplasma solani) nutzen dabei die Schilf-Glasflügelzikade als Taxi und ihre Saugtätigkeit als Eintrittspforte, um die Pflanzen zu infizieren. Die vormals eher harmlose Zikade (Pentastiridius leporinus) ist seit fünf Jahren auf dem Vormarsch durch die Zuckerrübenanbaugebiete. Die Zikade ist zudem nicht mehr nur an Rüben interessiert. Auch an Kartoffeln kann sie sich vom Ei über Nymphenstadien zum erwachsenen Insekt entwickeln. Die mittransportierten Bakterien wurden inzwischen auch in Gemüsesorten, wie Rote Beete und Zwiebeln, nachgewiesen, was nahelegt, das die Zikade auch an diesen Kulturpflanzen saugt.
Fieberhaft wird nach neuen Methoden gesucht, um das Schadinsekt gezielt an seiner Vermehrung und Verbreitung zu hindern bzw. es von den Pflanzen fernzuhalten, um der Infektion mit den Bakterien vorzubeugen. Hier setzt das neue Forschungsprojekt BEET-Protect an, welches am Julius Kühn-Institut in Dossenheim gestartet ist. Im Mittelpunkt stehen dabei so genannte Infochemikalien, das sind flüchtige Substanzen, die von Pflanzen aber auch von den Insekten ausgesendet werden. So reagieren Pflanzen auf den Befall mit Schadorganismen, indem sie vergrämende Düfte aussenden. Insekten wiederum kommunizieren untereinander mit Infochemikalien, etwa um sich zu paaren und sie werden auch durch Duftsignale zu den Pflanzen gelockt. Es ist zudem nicht unüblich, dass eine Infektion mit Viren und Bakterien, die auf den Transport durch Insekten angewiesen sind, das Duftbouquet einer Pflanze ändert, um eben jene Insekten-Taxis anzulocken. Im BEET-Projekt soll nun aufgeklärt werden, welche Infochemikalien an dem Zusammenspiel zwischen Zuckerrübe, der Schilf-Glasflügelzikade und den Bakterien beteiligt sind.