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Inhalt: Geschichte des Julius Kühn-Instituts

Benannt wurde das neue Bundesforschungsinstitut nach Professor Julius Kühn (1825- 1910), dem Begründer und Gestalter des Universitätsstudiums der Agrarwissenschaften in Deutschland. Er gilt als einer der wichtigsten Begründer der modernen Phytopathologie.

Gründung und Aufgaben

Gemäß des Konzepts für eine zukunftsfähige Ressortforschung wurde das Julius Kühn-Institut aus der ehemaligen Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA), der ehemaligen Bundesanstalt für Züchtungsforschung an Kulturpflanzen (BAZ) und zwei mit pflanzenbaulichen Themen befassten Instituten der ehemaligen Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) gebildet.

Damit wurden im Julius Kühn-Institut maßgebliche Kompetenzen rund um die Kulturpflanze gebündelt und die Kulturpflanzenforschung des Bundes unter einem Dach vereinigt. Als selbständige Bundesoberbehörde und Bundesforschungsinstitut ist das heutige Julius Kühn-Institut als Ressorteinrichtung für alle Fragen zuständig, die das Schutzziel "Kulturpflanze" betreffen. Diese Zuständigkeit umfasst die Bereiche Pflanzengenetik, Pflanzenbau, Pflanzenernährung und Bodenkunde sowie Pflanzenschutz und Pflanzengesundheit. Damit kann das JKI ganzheitliche Konzepte für den gesamten Pflanzenbau, von der Pflanzenproduktion bis hin zur Pflanzenpflege entwickeln. Dies umfasst die behördlichen Aufgaben und die Forschung in den oben genannten Kompetenzbereichen gleichermaßen.

Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA)

Am 28. Januar 1898 wurde auf Drängen verschiedener Abgeordneter und Wissenschaftler (u. a. Professor Julius Kühn) am Kaiserlichen Gesundheitsamt in Berlin zunächst die Biologische Abteilung für Land- und Forstwirtschaft errichtet. Zeitgleich wurden Bauplanungen für eine eigenständige Forschungsanstalt eingeleitet. Am 1. April 1905 wurde aus der Biologischen Abteilung die selbständige Kaiserliche Biologische Anstalt für Land- und Forstwirtschaft gebildet, die ein neues, extra für ihre Zwecke errichtetes Gebäude in Berlin-Dahlem bezog. Ein wichtiger Auslöser für diese Gründung waren Hungersnöte, die bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts auftraten. Neben Missernten aufgrund von Kriegen und Extremwetterereignissen wurden Pflanzenkrankheiten und Schädlingskalamitäten als Ursachen für die Vernichtung der Ernten und damit der Lebensgrundlage der Menschen erkannt. Es wurde deutlich, dass die Ernährung der Bevölkerung nur auf der Basis weiterer Ertragssteigerungen der Landwirtschaft in Deutschland gesichert werden konnte.

Die Förderung der Kulturpflanzen, ihre Kultur, ihre Züchtung und der Pflanzenschutz, insbesondere durch Forschung und Umsetzung der Forschungsergebnisse in die Praxis, wurden im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts als gesamtstaatliche Aufgabe erkannt. Die Hauptaufgaben der Kaiserlichen Biologischen Anstalt für Land- und Forstwirtschaft umfassten u. a. die Erforschung der Lebensbedingungen und Bekämpfung der Schädlinge der Pflanzen, das Studium der Nützlinge, das Studium der für die Landwirtschaft nützlichen und schädlichen Mikroorganismen, die Untersuchung der durch anorganische Einflüsse hervorgerufenen Schädigungen der Land- und Forstkulturen sowie Forschungen auf den Gebieten der Bienenzucht und Fischzucht. Ihren Anfang nahmen in dieser Zeit auch Arbeiten, die in den Bereich der vorbeugenden Pflanzenschutzmaßnahmen fallen, wie Resistenzzüchtung und der weitere Ausbau des Melde- und Warndienstes.

Professor Julius Kühn war dieser Einrichtung als Mitglied ihres Beirates jahrelang eng verbunden. Die Einrichtung war bestrebt, eine enge Vernetzung der Forschungs- wie auch der Beratungs- und Kontrolleinrichtungen herbeizuführen. Dementsprechend wurde unter damaliger Federführung der Kaiserlichen Biologischen Anstalt der Pflanzenschutz in Form von Hauptsammelstellen der Länder, den heutigen Pflanzenschutzdiensten der Bundesländer, staatlich organisiert. Bereits damals waren Wissenschaftler der Kaiserlich Biologischen Anstalt auch in Hochschulen aktiv. So war ihr erster Direktor Dr. A. B. Frank zugleich Professor für Botanik an der Königlichen Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin. Im Jahr 1919 wurde die Einrichtung in Biologische Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft umbenannt.

Nach 1945

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde zunächst die Biologische Zentralanstalt für Land- und Forst-wirtschaft als gemeinsame Einrichtung aller Sektoren gebildet. Die Teilung Deutschlands war mit ihrer Aufspaltung verbunden: Die in Kleinmachnow bereits im Jahr 1946 gebildete Biologische Zentralanstalt für Land- und Forstwirtschaft wurde zur Nachfolgeorganisation der alten Biologischen Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft in der DDR. In Braunschweig wurde im Jahr 1952 unter Einbeziehung des in Berlin-Dahlem verbliebenen Teils der Biologi¬schen Zentralanstalt die Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft Berlin und Braunschweig gebildet.

Nach der Wiedervereinigung

Nach der Herstellung der Einheit Deutschlands wurde die Biologische Zentralanstalt Kleinmachnow vom Wissenschaftsrat evaluiert. Aufgrund der überaus positiven Empfehlungen des Wissenschaftsrates wurden Teile der Biologischen Zentralanstalt in den Jahren 1990 und 1991 wieder in die Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft eingegliedert und eine Außenstelle mit drei Instituten in Kleinmachnow eingerichtet.
 

Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL)

Vor dem Hintergrund der mangelhaften Ernährungslage infolge des Zweiten Weltkriegs und der Notwendigkeit, die landwirtschaftliche Produktion Deutschlands deutlich zu steigern, wurde in Braunschweig im Jahr 1947 als Einrichtung des Landes Niedersachsens die Forschungsanstalt für Landwirtschaft Braunschweig-Völkenrode gegründet. Nach Überführung in die Zuständigkeit des Bundes wurde sie im Jahr 1977 in Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft Braunschweig-Völkenrode umbenannt.

Charakteristisch für diese Einrichtung war das breite Themenspektrum, das die vier Forschungsfelder Boden/Pflanze, Tier, Technik und Ökonomie umfasste. Nach zahlreichen Umstrukturierungen wurden in der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft u. a. das Institut für Pflanzenbau und Grünlandforschung und das Institut für Pflanzenernährung und Bodenkunde gebildet. Diese beiden dem damaligen Forschungsfeld Boden/Pflanze zugehörigen FAL-Institute wurden zum 1. Januar 2008 dem heutigen Julius Kühn-Institut zugeordnet.

Bundesanstalt für Züchtungsforschung an Kulturpflanzen (BAZ)

Die Bundesanstalt für Züchtungsforschung an Kulturpflanzen wurde auf Empfehlung des Wissenschaftsrates zum 1. Januar 1992 mit Hauptsitz in Quedlinburg gegründet. Auch die ehemalige Bundesanstalt für Züchtungsforschung an Kulturpflanzen blickt auf eine lange, allerdings sehr diversifizierte Historie zurück: Die systematische wissenschaftsbasierte Züchtung an Obstkulturen begann in Deutschland bereits mit der Bildung der Höheren Staatslehranstalt für Gartenbau in Dresden-Pillnitz im Jahr 1922.

Teile der ehemaligen Bundesanstalt für Züchtungsforschung (z. B. Institut für Phytopathologie in Aschersleben, Institut für Züchtungsforschung in Quedlinburg, Institut für Kartoffelforschung in Groß Lüsewitz, Institut für Obstforschung in Dresden-Pillnitz) gehörten in der DDR zur Akademie der Landwirtschaftswissenschaften. Andere Teile, wie die Rebenzüchtung in Siebeldingen oder die Zierpflanzenzüchtung in Ahrensburg, waren bis 1992 eigenständige Bundesforschungsanstalten. Interessanterweise waren einige Forschungsinstitute, beispielsweise in Aschersleben, ursprünglich aus Außenstellen der alten Biologischen Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts hervorgegangen.

Geschichte Phytomedizin und Organisation Pflanzenschutz

Bei der Betrachtung der historischen Entwicklung der Rolle des Pflanzenschutzes während der verschiedenen Epochen muss auch die Abhängigkeit von der jeweiligen sozialen Struktur und der damit verbundenen Produktionsweise gesehen werden. Dadurch lassen sich auch heute noch vielfältige Vergleichsmöglichkeiten der Entwicklung im praktischen Pflanzenschutz und der phytopathologischen Forschung der verschiedenen Länder und Erdteile entsprechend ihrer jeweiligen landwirtschaftlichen Struktur anstellen. Den ausgebauten und effizienten Pflanzenschutzmaßnahmen und -organisationen mit wissenschaftlicher Ausbildung und moderner technischer Ausrüstung in den Industrieländern stehen z. T. noch einfache Bekämpfungsmethoden in den Entwicklungsländern gegenüber. Einen Überblick zur Geschichte der Phytomedizin und der Organisation des deutschen Pflanzenschutzes finden Sie hier.