(Berlin/Quedlinburg) Die Reduktion des Einsatzes chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel erfordert grundlegende Veränderungen in der Pflanzenproduktion. Daher haben französische und deutsche Forscherinnen und Forscher ab dem Jahr 2018 ihre Kräfte in der European Research Alliance „Towards chemical pesticide-free agriculture“ gebündelt. Im Rahmen eines internationalen Workshops in Paris 2020 fiel der Startschuss für dieses seither stetig wachsende europäische Netzwerk, das sich das Ziel gesetzt hat, auf der Grundlage von exzellenter Forschung den Weg für eine pestizidreduzierte Landwirtschaft zu ebnen (siehe dazu die JKI-Presseinfo Nr. 3/2020).
Die einzigartige europaweite Forschungsinitiative wurde vom französischen Nationalen Institut für Agrarwissenschaften (INRAe), dem Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V. und dem Julius Kühn-Institut (JKI) ins Leben gerufen. Inzwischen sind viele weitere europäische Einrichtungen hinzugestoßen. Nun wurde die bilaterale Kooperation zwischen dem Julius Kühn-Institut (JKI), dem Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen und dem französischen Pendant INRAe durch Unterzeichnung einer gemeinsamen Kooperationsvereinbarung vertieft und auf eine vertraglich festere Basis gestellt. Die Vereinbarung wurde am 27.03.2024 in der französischen Botschaft in Berlin unterzeichnet. Prof. Dr. Christian Huyghe, Wissenschaftlicher Direktor für Landwirtschaft des „Institut national de recherche pour l’agriculture, l’alimentation et l’environnement (INRAe) und der Präsident des JKI Prof. Dr. Frank Ordon unterschrieben im Beisein ihrer jeweiligen Landwirtschaftsministerien die Vereinbarung, in der eine engere Kooperation auf Basis gemeinsamer Projekte festgeschrieben wird.
Dazu sagte JKI-Präsident Prof. Dr. Frank Ordon in seinem Impulsvortrag: „Widerstandsfähige Sorten stellen die umweltfreundlichste Art des Pflanzenschutzes dar. Der Pflanzenzüchtungsforschung, wie sie am JKI betrieben wird, kommt somit eine Schlüsselrolle bei der Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes zu.“
Neben der Transformation der Pflanzenproduktionssysteme sieht er weitere wichtige Bausteine für eine pestizidreduzierte Landwirtschaft in der Digitalisierung und im Präzisionspflanzenschutz sowie in der Erforschung der Interaktion von Pflanzen und ihren Schädlingen beziehungsweise Krankheitserregern. Die Ergebnisse der letztgenannten Forschung, münden in alternativen Pflanzenschutzmethoden unter Nutzung von natürlichen Gegenspielern, Pflanzenextrakten oder Infochemikalien.
Weitere Vorträge, die von leitenden Forschenden des JKI im Rahmen des deutsch-französischen Seminars gehalten wurden, beschäftigten sich deshalb mit dem Potenzial und den Herausforderungen des biologischen Pflanzenschutzes und der Transformation der pflanzlichen Produktionssysteme.
Zudem stellten sich JKI mit FORTUNA und INRAe mit AgroWise gegenseitig ein aktuelles Leuchtturmprojekt vor, das jeweils von der EU gefördert wird und in dem deutsche und französische Forschende federführend mit weiteren europäische Partnereinrichtungen zusammenarbeiten. Siehe dazu auch diese JKI-Meldung.