(Braunschweig) Drei Jahre untersuchte und bewertete das Verbundvorhaben ToPGa („Entwicklung und Bewertung von Torfreduzierten Produktionssystemen im Gartenbau)“, wie und ob sich torfreduzierter Substrate und Produktionssysteme im Erwerbsgartenbau umsetzen lassen. Als Forschungs- und Entwicklungsvorhaben war es das Ziel der Projektpartner, bisher unbekannte Zusammenhänge in torfreduzierten Produktionssystemen aufzuklären und das Potenzial neuer Alternativen zu analysieren.
Annmarie-Deetja Rohr, die das Projekt seitens des JKI koordiniert hat, zieht Bilanz: „Für mich waren unter anderem die Ergebnisse der ökonomischen und ökologischen Betrachtung beeindruckend“, so Rohr, „insbesondere, wie unterschiedlich der Torfersatz bei verschiedenen Kulturen und Produktionssystemen zu Buche schlägt. Während bei der einen Kultur ein vollständiger Torfersatz durchaus schon jetzt möglich ist, ließe sich dies bei einer anderen Kultur mit der aktuellen technischen Ausstattung nicht wirtschaftlich umsetzen.“ Ähnlich sähe es bei den Ökobilanzen aus: Neben dem Torfanteil im Substrat spiele hier eine beachtliche Rolle, ob und mit welchem Energieträger die Gewächshäuser beheizt werden, aber auch, wie die Ware verpackt würde. Gerade letzteres wäre für die Kolleginnen und Kollegen - neben dem Torfersatz - eine realistische Stellschraube, um CO2-Fußabdrücke in der Produktion zu verringern.
Aktives Mikrobiom ist attraktiv für Trauermücken
„Die Verbundpartner sind bei unseren Untersuchungen wirklich in die Tiefe gegangen,“ so Rohr, „am JKI haben wir uns beispielsweise die mikrobiellen und pilzlichen Gemeinschaften in Torfersatzstoffen angesehen. Wir haben festgestellt, dass sich die Gemeinschaften deutlich zwischen verschiedenen Substratmischungen unterscheiden.“ Das Mikrobiom beeinflusse wiederum, wie attraktiv das Substrat beispielsweise für Trauermücken ist, die zu den wichtigen Schadorganismen und Lästlingen im Gartenbau gehören. Hier konnten Forschende im Teilprojekt zeigen, dass Ausgangsstoffe mit einer hohen mikrobiellen Aktivität wie Rindenhumus oder Grünkompost deutlich attraktiver für die Insekten waren, als Weißtorf oder Sphagnum.
Zum Abschluss des Projekts gibt Projektkoordinatorin Rohr zu bedenken: „Man hat deutlich gesehen, dass für viele Fragestellungen die Projektzeit von drei Jahren einfach zu kurz war. Gerade die Vielseitigkeit der Torfersatzstoffe und die unterschiedlichen Ansprüche der Kulturen und Kultursysteme machen die Sache äußerst komplex. Daher besteht deutlich mehr Forschungsbedarf.“
Merkblatt Ergebnisse ToPGa: Für die Abschlussveranstaltung Ende Oktober 2024 haben die Projektbeteiligten ein Merkblatt mit den wichtigsten Ergebnissen erstellt.
Dieses steht online zur freien Verfügung: https://doi.org/10.5073/20241018-130154-0
Versuchsergebnisse aus einzelnen Teilprojekten sind bereits in Fachzeitschriften und auf Hortigate (www.hortigate.de) veröffentlicht. Weitere Informationen zu ToPGa und eine Zusammenstellung der bisher veröffentlichten Publikationen finden Sie unter https://wissen.julius-kuehn.de/topga/. Weiterführende wissenschaftliche Publikationen sind geplant und stehen aktuell noch aus.