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Inhalt: PI2025-08: Nationales Referenzlabor am JKI bestätigt Erstauftreten der Flavescence dorée-Krankheit an Rebe in Baden-Württemberg. Eingeschleppte Amerikanische Rebzikade überträgt den Quarantäneschadorganismus.

 

Weil Krankheitserreger und Überträgerinsekt erstmals gemeinsam in einem deutschen Weinbaugebiet aufgetreten sind, ergreifen Behörden nun Maßnahmen, um die weitere Ausbreitung und Schäden für den Weinbau zu verhindern.

(Siebeldingen/Dossenheim) Der Erreger der Rebenkrankheit Flavescence dorée, auch Goldgelbe Vergilbung genannt, ist ein zellwandloses Bakterium, ein so genanntes Phytoplasma, welches von der EU wegen seines hohen wirtschaftlichen Schadpotenzials als Quarantäneschadorganismus eingestuft ist. Damit ist das Auftreten der Infektion in deutschen Rebflächen meldepflichtig. Befallene Rebstöcke müssen gerodet werden, um die Infektionsquelle zu entfernen. Zusätzlich muss das eingeschleppte Vektorinsekt bekämpft werden, welches das zellwandlose Bakterium von einem Rebstock auf den nächsten überträgt.

Das Überträgerinsekt ist die aus Nordamerika stammende Zwergzikadenart Scaphoideus titanus. Diese Amerikanische Rebzikade hatte das Staatliche Weinbauinstituts Freiburg in 2024 im Markgräflerland in Baden-Württemberg und damit erstmals in Deutschland nachgewiesen. In diesem Jahr konnte nun erstmals auch das Flavescence dorée Phytoplasma nachgewiesen werden, sowohl an Rebstöcken im ausgewiesenen Befallsgebiet der Zikade als auch in zwei weiteren Flächen innerhalb des Weinbaugebietes Baden.

Nationales Referenzlabor am JKI bestätigt Infektion mit Quarantäneschadorganismus

Dazu wurden die Proben verdächtiger Rebstöcke aus den Landkreisen Lörrach, Breisgau-Hochschwarzwald und Ortenaukreis am Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg untersucht und dabei eine Infektion mit einem Phytoplasma erkannt. Zur Bestätigung, dass es sich um den meldepflichtigen Quarantäneschadorganismus handelt, wurden die Proben an das „Nationale Referenzlabor für Schadorganismen der Pflanzen des Julius Kühn-Instituts (JKI)“ gesendet. Die Analysen des Prüflabors für Phytoplasmen am JKI-Standort in Dossenheim ergaben, dass es sich tatsächlich um das Grapevine flavescence dorée Phytoplasma handelt. Die molekularbiologischen Charakterisierungen im Nationalen Referenzlabor gaben Hinweise darauf, dass das Phytoplasma über infiziertes Pflanzenmaterial nach Deutschland gelangt sein könnte. Aktuell ist noch unklar, ob es im deutschen Befallsgebiet der Amerikanischen Rebzikade bereits zu einer weiteren Ausbreitung des Phytoplasmas durch das Vektorinsekt kam.

Rodung von Rebstöcken und Unterlagen sowie Bekämpfung des Vektorinsekts

Der bakterienähnliche Schadorganismus kommt schon seit einiger Zeit in anderen europäischen Ländern, wie Frankreich, Italien, Österreich, Schweiz oder Ungarn vor und verursacht dort erhebliche Schäden im Weinbau. Weil Krankheitserreger und Überträgerinsekt nun erstmals gemeinsam in einem deutschen Weinbaugebiet aufgetreten sind, müssen die Länderbehörden rasch Maßnahmen ergreifen, um die Ausbreitung der Goldgelben Vergilbung zu verhindern.

Zu den notwendigen Maßnahmen in der betroffenen Region zählen, laut Staatlichem Weinbauinstitut Freiburg, die unverzügliche Rodung der befallenen Reben, die Bekämpfung der Amerikanischen Rebzikade sowie das Entfernen verwilderter Unterlagsreben. Denn solche Unterlagen fungieren als Wirtspflanze und somit Reservoir, sowohl für die Zikade als auch für den Krankheitserreger selbst.

Hintergrundinformation

 

Zum Krankheitsverlauf: Weinreben, die mit dem Grapevine flavescence dorée Phytoplasma befallen sind, bilden je nach Rebsorte zunächst vergilbte oder vorzeitig rot verfärbte Blätter aus, die sich nach innen einrollen. Die Fruchtentwicklung wird gestört, was zu verringertem Ertrag, Eintrocknen der Beeren und einem bitteren Geschmack führt. Daher sind erkrankte Rebstöcke nicht mehr für die Weinproduktion geeignet. Am Ende können die Reben vorzeitig absterben. Der Erreger der Flavescence dorée kann mit infiziertem Pflanzgut aus den Befallsgebieten eingeschleppt und lokal über den Vektor, die Amerikanische Rebzikade (Scaphoideus titanus), epidemisch ausgebreitet werden. Da sich das Phytoplasma auch mittels Pfropfung übertragen lässt, zählen zu den Risikogebieten einer Ausbreitung u.a. auch Rebschulen und Junganlagen. Unterlagsreben bilden oftmals keine typische Symptomatik der Krankheit aus, wodurch diese unentdeckt bleibt.

Fachgespräch: Aufgrund der aktuellen Entwicklungen hinsichtlich der Ausbreitung der Amerikanischen Rebzikade in Baden-Württemberg und letztendlich auch des Nachweises des Phytoplasmas in der Region hatte das JKI-Institut für Pflanzenschutz in Obst- und Weinbau, an seinem Standort Siebeldingen am 20. November zu einem Fachgespräch zum Thema Flavescence dorée geladen. Unter den knapp 70 Teilnehmenden waren Vertreterinnen und Vertreter der Pflanzen- und Rebschutzdienste der Bundesländer, der Rebenzüchtung und Rebenpflanzguterzeugung sowie des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH), hier aus den Fachreferaten für Pflanzenschutz und Pflanzengesundheit.

Wissenschaftliche Ansprechpartnerin am JKI:

Dr. Anna Markheiser
Julius-Kühn-Institut (JKI), Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
Nationales Referenzlabor für Phytoplasmen
am JKI-Institut für Pflanzenschutz in Obst- und Weinbau
E-Mail: anna.markheiser@  julius-kuehn.  de
Tel. 06345 41 213

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