Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir überreicht Förderbescheid für das Verbundprojekt MAGIC-KlimaBack. Das JKI forscht mit zu neuen, proteineffizienten Weizensorten mit hoher Backqualität – und forciert so den Klimaschutz im Ackerbau.
(Berlin) Am 19. September überreichte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir den Partnern des Verbundprojekts MAGIC-KlimaBack den Förderbescheid über rund 1,1 Mio. Euro. Das JKI ist mit seinem Fachinstitut für Strategien und Folgenabschätzung an dem Backweizen-Projekt beteiligt. Der Forschungsansatz soll helfen, ein grundlegendes Klima- und Nachhaltigkeits-Dilemma des Backweizen-Anbaus zu lösen: gute Backqualität mit weniger Stickstoffdünger erzielen.
„Weizen ist die wichtigste Ackerkultur in Deutschland und wird auf rund 25 Prozent der gesamten Ackerfläche in Deutschland angebaut,“ erklärt Til Feike, Projektverantwortlicher am JKI. „Rund ein Drittel des geernteten Weizens wird dabei als Backweizen genutzt – und dieser unterliegt besonderen Qualitätsansprüchen.“ Bisher wird hohe Backqualität von Weizen vor allem mit einem hohenProteingehalt im Korn assoziiert – dieser wird meist mit einer intensiven Stickstoffdüngung sichergestellt. Sowohl bei der Herstellung von Stickstoffdünger als auch bei dessen Einsatz auf dem Acker entstehen Treibhausgase (THG). Diese machen einen erheblichen Anteil der gesamten THG-Emissionen der Landwirtschaft aus.
Genetische Vielfalt eröffnet Klimaschutz-Möglichkeiten im Backweizen
Neue Forschungsergebnisse der Projektpartner weisen einen möglichen Ausweg aus dem Dilemma: Sie konnten an Hand der MAGIC-Wheat-Population WM800 zeigen, dass einzelne Genotypen eine hohe Backqualität trotz vergleichsweise geringer Proteingehalte besitzen. Diese „Korrelationsbrecher“ stehen nun im Fokus von Forschung und Entwicklung im Projekt. Sie sollen künftig ermöglichen, Backweizen klimaschonend – mit weniger Stickstoffdünger, vergleichsweise geringem Proteingehalt, und dennoch hoher Backqualität – zu produzieren.
Aufbauend auf den experimentellen Daten der Projektpartner modelliert und bewertet die JKI-Arbeitsgruppe von Til Feike die THG-Minderungspotenziale proteinnutzungseffizienter Genotypen: „Wir nutzen unsere prozessbasierten Agrarökosystemmodelle und simulieren den Weizenanbau über viele Jahre deutschlandweit. Dabei untersuchen wir, wie Genotyp, Management und Umwelt beim Anbau von Backweizen zusammenspielen. So können wir für verschiedene Regionen vielversprechende Anbauverfahren und Düngestrategien für die stickstoff - und proteinnutzungseffizienten Genotypen – im Abgleich mit aktuellen Sorten – bewerten.“
„Wir erwarten, dass die Ergebnisse THG-Minderungspotentiale im Backweizen-Anbau aufzeigen und uns helfen diese künftig zielgerichtet zu erschließen,“ so Til Feike. „Und damit hoffen wir natürlich, die Zielkonflikte beim klimaschonenden Backweizen-Anbau von morgen zu minimieren.“
Hintergrund MAGIC Wheat-Population und Züchtungsfortschritt:
Das Akronym MAGIC steht für die englische Bezeichnung der Kreuzungspopulation multi-parent-advanced-generation-intercross-Population. Die MAGIC-Population WM-800 wurde von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und verschiedenen Saatzuchtunternehmen durch Kreuzung von acht modernen Winterweizensorten entwickelt. Ziel war es, die genetische Vielfalt in den Zuchtpopulationen zu erhöhen. S.a. Publikation: https://doi.org/10.3390/plants11243508
Die Züchtung neuer, verbesserter Sorten hat über die vergangenen Jahrzehnte beigetragen, den CO2-Fußabdruck von Weizen signifikant zu minimieren. S.a. Publikation: https://doi.org/10.1016/j.jclepro.2022.134326
Projektdaten MAGIC-KlimBack
Laufzeit: Drei Jahre, September 2024 bis Dezember 2027
Fördervolumen: 1.127.913 € des Forschungs- und Innovationsprogramms „Klimaschutz in der Landwirtschaft“, Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft