Gut eine Stunde diskutierten die Teilnehmenden des GFFA-Experten Panels am 19.01 über Erschließung, Lagerung und Verfügbarkeit genetischer Ressourcen und deren zielgerichtete, nachhaltige Verwendung. Zu den Teilnehmenden des durch Crop Trust und JKI organisierten Panels gehörten Dr. Ulrike Lohwasser vom IPK Gatersleben, Dr. Stefanie Griebel, Beraterin für die Forschungskoordination der Welthungerhilfe, Dr. Béla Bartha, Direktor der NGO ProSpeciesRara sowie JKI-Institutsleiter Prof. Dr. Henryk Flachowsky.
Die Keynote sprach Wenche Westberg, Staatssekretärin im norwegischen Landwirtschaftministerium. Sie betonte in ihrem Beitrag, wie wichtig eine enge Vernetzung der Forschungsaktivitäten zwischen Wissenschaft und Regierungsorganisationen sei, um diese Erhaltungsarbeiten langfristig ermöglichen und fördern zu können. Norwegen selbst ginge mit gutem Beispiel voran und unterstütze seit 15 Jahren den Global Seed Vault, eine internationale Genbank in Spitzbergen, welche durch die deutsch-norwegische Produktion „The Seed – Tödliche Macht“, vor kurzen an Aufmerksamkeit gewann.
„Ein großer Teil unserer Lebensmittel hat seinen Ursprung nicht im globalen Norden…“
(Dr. Henryk Flachowsky)
„Ein großer Teil unserer Lebensmittel hat seinen Ursprung nicht im globalen Norden, sondern in den südlichen und östlichen Ländern dieser Welt, folglich befindet sich dort ein hoher Anteil relevanter genetischer Ressourcen. Daher sind starke Verbindungen in den Süden und Osten der Schlüssel um pflanzengenetische Ressourcen nachhaltig erschließen, konservieren und nutzen zu können,“ betont Henryk Flachowsky.
Verschiedene Erhaltungskonzepte und Expertenausbildung nötig
Um genetischen Ressourcen, also z. B. wilde Verwandte unserer Nutzpflanzen, vor Ort sichten und erfassen zu können, fehle es jedoch zunehmend an Experten, bemerkt Ulrike Lohwasser. Diese müssen die gefunden Varianten nicht nur taxonomisch bestimmen, sondern auch ihre genetischen Eigenschaften entschlüsseln und gewonnene Informationen erfolgreich für Züchtungsprogramme nutzbar machen. Neben den Experten wäre aber auch die passende Infrastruktur, von Saatgut-Banken bis hin zu In-situ Erhaltungsgebieten von Wildformen der Kulturpflanzen, und eine gute Katalogisierung und Verfügbarkeit der vorhandenen Informationen weltweit nötig.
Als positives Beispiel der in-situ Erhaltung hebt die IPK-Wissenschaftlerin das JKI-Modellprojekt „Netzwerk Genetische Erhaltungsgebiete für Wildsellerie“ hervor.
Kommunikation mit Landwirten und Sensibilisierung für gesundes Vermehrungsmaterial notwendig
Die Position von Stefanie Griebel lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: Tolerantes Saatgut müsse in den Regionen eingesetzt werden, wo es tatsächlich eine Steigerung des Ertrages verspricht. Um die Entscheidung für das richtige Saatgut und die korrekte Bewirtschaftung der Flächen zu gewährleisten, sei Kommunikation mit den Landwirten nötig. Auch Themen der Pflanzengesundheit und das Auftreten von Pflanzenkrankheiten sollten Bestandteil solch informativer Maßnahmen sein.