Die Luzerne (Medicago sativa) erfreute sich einst als einheimische Eiweißquelle in der Tierfütterung großer Beliebtheit. Doch obwohl ihre Vorteile für das Ökosystem Acker auf der Hand liegen, etwa für eine abwechslungsreiche Fruchtfolge und eine natürliche Stickstoffzufuhr, fristet die Leguminose nur noch ein Nischendasein auf deutschen Äckern. Das soll „LuzNutz“ ändern. Ziel des im Februar 2021 gestarteten Projekts des JKI-Fachinstituts für Züchtungsforschung an landwirtschaftlichen Kulturen mit Partnern aus Wissenschaft und Züchtungswirtschaft: die Luzerne als Futterpflanze wieder attraktiver zu machen.
LuzNutz legt die Basis für die Züchtung neuer Luzernensorten, die für den Klimawandel gewappnet sind und stabil hohe Erträge bringen. Zu diesem Zweck werden 50 Akzessionen aus einer Genbank und zehn aktuelle Referenzsorten auf wichtige und wertgebende Eigenschaften untersucht. Mittels klassischer Züchtungsmethoden und moderner genomischer Selektionsverfahren wird das Potenzial, das in den genetischen Ressourcen schlummert, für die Pflanzenzüchtung erschlossen. In Gewächshaus- und Feldversuchen werden Daten zur Anthraknoseresistenz, Trockenmasseertrag, Proteingehalt und Phosphoraufnahmeeffizienz ermittelt. Parallel erfolgt mittels Sequenzierung die Erfassung der genetischen Diversität des Genbankmaterials. Die Sequenzdaten ermöglichen zudem über einen SMART-Breeding-Ansatz Selektionswerkzeuge für Merkmale wie Anthraknoseresistenz zu entwickeln. Am Ende des Projekts sollen neue Zuchtlinien ermittelt werden, die stabil hohe Erträge bringen, eine hohe Futterqualität zeigen und möglichst kaum anfällig gegenüber der Pilzkrankheit Anthraknose sind. Unterstützt wird der Ansatz zur Erzeugung gesunder Luzernen durch die Erprobung von Methoden zum Samenschutz. Unter anderem sollen die Samen mit kaltem Plasma behandelt werden, um sie robuster gegenüber bodenbürtigen Krankheitserregern zu machen.
Zum Projekt
Partner bei LuzNutz sind neben dem Julius Kühn-Institut (JKI) in Groß Lüsewitz und dem Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) Gatersleben mit seiner Genbank-Außenstelle auf der Ostseeinsel Poel, das Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie in Greifswald, die Saatzucht Steinach GmbH & Co. KG in Bornhof sowie die Ceravis AG in Güstrow.
Das Projekt wird gefördert über die Eiweißstrategie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) mit einer Gesamtsumme von rund 500.000 Euro. Die Laufzeit beträgt drei Jahre, bis zum 31. Januar 2024.
Projektkoordination
Dr. Brigitte Ruge-Wehling, Julius Kühn-Institut (JKI)
Fachinstitut für Züchtungsforschung an landwirtschaftlichen Kulturen
Rudolf-Schick-Platz 3a, 18190 Sanitz OT Groß Lüsewitz
Tel.: 038209 45 208
E-Mail: brigitte.ruge-wehling@julius-kuehn.de