Die Unkrautforschung am Standort Braunschweig feiert am 08. Juni 2022 ihr 50-jähriges Bestehen. Wir werfen einen Blick zurück auf spannnde Forschungsjahre in der Herbologie.
(Braunschweig) 1972 bezog das damalige Institut für Unkrautforschung seinen Institutsneubau mit Gewächshäusern am Messeweg in Braunschweig, damals noch als Teil der Biologischen Bundesanstalt (BBA).
In dieser Zeit standen vor allem Fragen der Biologie und Ökologie der verschiedenen Unkrautarten im Mittelpunkt der Forschung. Die experimentellen Arbeiten zur Keimung, Wachstum und Fortpflanzung der Unkräuter halfen unter anderem, die Populationsdynamik der Arten besser zu verstehen und so ihren Konkurrenzdruck auf die Kulturpflanzen zu minimieren. Weitere Forschungsschwerpunkte der Herbologie lagen auf dem Verhalten der ausgebrachten Herbizide in der Umwelt. Durch Arbeiten zum Einfluss von Bodeneigenschaften und Witterung auf die Wirkung von Blatt- und Bodenherbiziden konnte das Verhalten der Herbizide nach der Applikation besser verstanden werden.
Wie mit weniger Chemie?
In den 90er Jahren trat eine umweltschonende Kontrolle der Unkräuter in den Fokus der Unkrautforschenden. Durch nicht-chemische Maßnahmen wie konkurrenzkräftige Sorten sollte die Notwendigkeit der Unkrautkontrolle mit Herbiziden reduziert werden. Die Entwicklung von Schadschwellenkonzepten tragen bis heute dazu bei, dass Unkräuter nur dann bekämpft werden müssen, wenn sie Ertrag und Wirtschaftlichkeit der Kulturpflanzenproduktion signifikant beeinträchtigen.
Klimawandel und Globalisierung – die neuen Arbeitgeber der Unkrautforschenden
Mit der Gründung des Julius Kühn-Instituts im Januar 2008 wurde das Institut für Unkrautforschung als Abteilung Herbologie in das JKI-Institut für Pflanzenschutz in Ackerbau und Grünland integriert. Während einige der fachlichen Themen aus den früheren Jahren der Unkrautforschung heute nicht mehr im Mittelpunkt stehen, sind andere aktueller denn je: Durch Klimawandel und globalen Handel gelangen immer wieder neue und z.T. invasive Unkrautarten wie die Beifuß-Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia) nach Deutschland, die hinsichtlich ihrer Biologie, Ökologie und möglicher Kontrolle untersucht werden müssen. Auch die Suche nach Wegen, den Herbizideinsatz zu reduzieren, ist vor dem Hintergrund der politisch-gesellschaftlichen Debatte über chemischen Pflanzenschutz ein zentrales Thema der aktuellen Forschung.
Same same but different: Die digitalen Herbologie-Forschenden und ihr Göttinger Schätzrahmen
Geändert haben sich allerdings einige Forschungswerkzeuge der Unkrautforscher. Die Erfassung der Unkräuter auf einer Fläche erfolgt mittlerweile teilweise per Drohne. Maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz können helfen, Unkräuter automatisch zu erkennen. Geblieben ist aber das wichtigstes Werkzeug der Herbologinnen und Herbologen: der sogenannte Göttinger Zähl- und Schätzrahmen. Mit seiner Hilfe können Unkräuter in einem definierten Rahmen – ganz analog und manuell – gezählt und ihre Deckung abgeschätzt werden. Denn bei mehreren hundert verschiedenen Unkrautarten in Deutschland lohnt sich das genaue Hinsehen.
Hier geht es zur Abteilung Herbologie des JKI-Fachinstituts für Pflanzenschutz im Ackerbau und Grünland.