Um kalte Temperaturen und Nahrungsmangel zu überstehen, überwintern Insekten in Form eines Ruhestadium, der sogenannten Diapause. Der Apfelwickler spinnt sich hierzu im letzten Larvenstadium in einen Kokon ein, bevor er sich im Frühjahr verpuppt. In Abhängigkeit des Verpuppungszeitpunkts können sich dann in den Sommermonaten ein oder mehrere Schädlingsgenerationen entwickeln. Einem Forscherteam aus unserem Institut, dem Laimburg Versuchszentrum und des MPI für chemische Ökologie ist es nun gelungen, das verborgene Leben der Diapause des Apfelwickler ans Licht zu bringen. Der Apfelwickler unterscheidet sich von anderen Insekten, dass sich das Ende der Diapause über mehrere Wochen und Monate erstrecken kann. In einem über 15 Jahre währenden Selektionsexperimentes wurden an der Laimburg zwei AW-Stämme selektiert und genetisch fixiert, deren Verpuppungszeitpunkt sich um zwei Monate unterscheidet. Mit Hilfe umfangreicher Kreuzungsexperimente zwischen den beiden Stämmen konnte nun nachgewiesen werden, dass sich die genetischen Faktoren, die für diese Entwicklungssteuerung verantwortlich sind, auf mehreren Chromosomen des Apfelwickler befinden und damit zu einer höchst komplexen Diapausesteuerung beitragen. Die Untersuchungen ergaben zudem Hinweise, dass sich der Klimawandel auf den Verpuppungszeitpunkt auswirkt. Zwischen 2007 und 2022 hat sich die Verpuppung jährlich um durchschnittlich 0,6 Tage nach vorne verschoben und beginnt damit heute ca. zwei Wochen früher als noch vor 25 Jahren.
Auf der Basis dieser Ergebnisse werden derzeit die genetischen Faktoren auf den Chromosomen des Apfelwicklers identifiziert, um so das Auftreten des Apfelwicklers in unterschiedlichen Klimaten und Regionen besser vorhersagen zu können.
Nachzulesen in Oehlmann et al. (2025). Journal of Insect Physiology 167 (2025) 104904