Erstes Vernetzungstreffen der 28 Klimaschutzprojekte des Bundeslandwirtschaftsministeriums fand Ende Juli am JKI in Berlin statt.
Gemeinsam für ein großes Ziel: Mehr als 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Ressortforschungsinstituten im Geschäftsbereich des Bundeslandwirtschaftsministeriums bündeln im Verbund „RessortForschtKlima“ ihre Kompetenzen. Einrichtungsübergreifend werden die Stellschrauben identifiziert, mit denen die Treibhausgas-Emissionen in den Bereichen Landwirtschaft, Wald und Ernährung substanziell gesenkt und Klimaschutzpotenziale effektiv erschlossen werden können. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert dafür über das Klimaschutz-Sofortprogramm 2022 insgesamt 28 Projekte in seiner Ressortforschung, am Julius-Kühn-Institut (JKI), Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), Max Rubner-Institut (MRI) und am Thünen-Institut.
Akuter Forschungsbedarf, um Treibhausgas-Emissionen der Landwirtschaft weiter zu reduzieren
Es bestehe akuter Forschungsbedarf für innovative Lösungen, sagte Dr. Wolfgang Zornbach, der am BMEL das Referat für Klimaschutz, Klimaanpassung und Wasser leitet zur Eröffnung des ersten Vernetzungstreffens. Dazu waren die Forschenden der Projekte am 25. und 26. Juli mit Vertreterinnen und Vertretern des BMEL und der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) am Standort Berlin-Dahlem des JKI zusammengekommen. Auch wenn null Emissionen insbesondere in der Landwirtschaft ein Wunsch bleibt, muss auch der landwirtschaftliche Sektor die Treibhausgas-Emissionen weiter reduzieren, um die Klimaschutzziele 2030 und die Klimaneutralität bis 2045 in Deutschland zu erreichen. Ein gemeinsames Verständnis zu Klimaschutzpotenzialen in Landwirtschaft, Wald und Holznutzung sowie Ernährung zu entwickeln und Synergien in der Forschung zu identifizieren, war ein wichtigstes Ziel des ersten Treffens.
Ressortforschung muss sich noch stärker mit Fakten zum Klimaschutz in öffentliche Debatte einbringen
In seiner Keynote forderte Prof. Harald Grethe, Agrarökonom an der Humboldt-Universität zu Berlin, die Anwesenden auf, sich als Ressortforschung noch stärker mit Fakten zum Klimaschutz in die öffentliche Debatte einzubringen. Unter dem Titel „Das Agrar- und Ernährungssystem in einem klimaneutralen Deutschland“ machte der Experte deutlich, dass Restemissionen künftig immer teurer werden, weil sie anderswo kompensiert werden müssen. Zugleich aber werde auch die Nachfrage nach Biomasse für Energie und stoffliche Nutzung steigen. Grethe wies auf Zielkonflikte zwischen Klimaschutz, Biodiversität und Tierwohl hin und plädierte für konsumseitige Steuerungsinstrumente und integrierte Landnutzungslösungen für mehr Klimaschutz.
Bernhard Osterburg, Leiter der Stabsstelle Klima und Boden am Thünen-Institut, machte in seiner Keynote klar, dass es staatlicher Anreize bedürfe, damit Treibhausgas-Emissionen gesenkt werden. Bei der Klimaanpassung hingegen hätten Landwirtinnen und Landwirte ein Eigeninteresse, das Betriebsmanagement an die klimatischen Veränderungen und die zunehmend ungünstigen Witterungsverläufe anzupassen.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen die konkreten Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten der 28 Projekte. Poster-Session, World Café und Open Space dienten der Vernetzung, förderten den fachlichen Austausch und luden zum Erkunden der Forschungsfragen der anderen Projekte ein. So diskutierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler etwa, welchen Beitrag ihre eigene Forschung im Zusammenhang mit dem Klimaschutz leisten und welche Methoden sich für die Untersuchungen eignen.
Interaktive Open Space Sektionen nutzen kollektive Intelligenz und Kreativität
Das Open Space setzte in sieben verschiedenen Sessions auf die kollektive Intelligenz und Kreativität der Teilnehmenden. So tauschten sich die Teilnehmenden in zwei Sessions zu „Klimafreundlichem Getreide“ und „den Beitrag der Züchtung zum Klimaschutz“ aus. Parallel stellten sie Überlegungen an, um ein gemeinsames Diskussionspapier zu entwickeln. In den Sessions „Vorratsschutz im Klimawandel“ und „Retten Haferdrinks das Klima?“ wurden interaktiv auf dem Feld und im Labor verschiedene Aspekte der Forschung vorgestellt. Auch die Session zur sozialen Dimension nachhaltiger Ernährung und ihrer Bedeutung für den Klimaschutz sprach viele Teilnehmende an. Am Praxis-Beispiel der Session „Wie plant man sein Datenmanagement?“ lernten die Teilnehmenden ein Tool kennen, um ihre Forschungsdaten richtig zu nutzen und zu dokumentieren und somit eine projekt- und institutsübergreifende Nachnutzung zu ermöglichen. In einer Interview-Session gab Wolfgang Zornbach schließlich noch einen sehr persönlichen Einblick in die Arbeit am BMEL zum Thema Klimaschutz und Klimaanpassung. Das erste Vernetzungstreffen wurde geprägt von der offenen Atmosphäre, die Lust macht auf weitere Zusammenarbeit.