(Braunschweig) Wie können Städte und Wälder klimagerecht entwickelt werden? Damit befassen sich bis 2030 vier neue Zukunftslabore am Zentrum Klimaforschung Niedersachsen (ZKfN). Diese Climate Future Labs werden mit jeweils bis zu fünf Millionen Euro für die Dauer von sechs Jahren vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur gefördert. Die Mittel stammen aus dem Programm zukunft.niedersachsen. Aus 14 eingegangenen Bewerbungen wurden vier Projekte ausgewählt. An zwei davon ist das Julius Kühn-Institut (JKI) beteiligt: am Zukunftslabor „Open_Cultures“ der TU Braunschweig und am „FoResLab“ der Uni Göttingen.
OPEN_Cultures – klimaangepasste Städte entwickeln
Im Projekt OPEN_CULTURES „Open Planning Cultures. Design Principles for Transformative Spaces“ arbeiten die TU Braunschweig, das Julius Kühn-Institut und die Universität Oldenburg zusammen, um klima-sensible Gestaltungsprinzipien für Stadtentwicklung und Raumplanung zu entwickeln. Die drei Partnereinrichtungen wollen Klimawissen in die Alltagspraxis der Bürgerinnen und Bürger „übersetzen“, um letztlich Formen des nachhaltigen urbanen Lebens anzuregen.
Dazu arbeiten Geistes- und Sozialwissenschaften mit gestalterischen, naturwissenschaftlichen und technischen Disziplinen zusammen. Das Zukunftslabor wird von einer breiten Allianz aus zivilgesellschaftlichen Organisationen und gemeinwohlorientierten Vereinen unterstützt, die sich für zukunftsfähige Quartiere und Nachbarschaften in Braunschweig einsetzen. Dabei knüpft OPEN_CULTURES u.a. an Co_Living Campus an, ein gemeinsames Stadtentwicklungsprojekt von TU Braunschweig und Stadt.
Das Zukunftslabor gliedert sich in die drei Unterlabore Sub-Lab 1-3. Das JKI-Institut für Pflanzenschutz in Gartenbau und urbanem Grün ist am Sub-Lab 1 „OPEN_Plannning“ beteiligt, welches die Rolle von Bürgerbeteiligung bei der Stadtgestaltung untersucht. „Wir erfassen mit Hilfe von Bürgerwissenschaftlerinnen, wie sich die Gestaltung des Stadtgrüns auf das Klima auswirkt. Die Bewertung erfolgt über cloud-basierte Mikroklimastationen u. a. in Gemeinschaftsgärten. Die Daten werden der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht“, sagt Dr. Mona Quambusch vom JKI in Braunschweig. In Stadtteilen mit wenigen Grünflächen wird vorübergehend ein mobiler Klimagarten eingerichtet, um ein breites Personenspektrum einzubeziehen.
Das Sub-Lab 2 „OPEN_Factory“, fragt, wie die Gestaltung von Gebäuden klima-sensible Formen des städtischen Lebens unterstützen kann. Sub-Lab 3 „OPEN_Imaginaries“ untersucht die Art und Weise, wie Vorstellungen über den Klimawandel Alltagspraktiken beeinflussen und reproduziert werden, und wie Klimawandel anders erzählt werden könnte, um eine nachhaltige Lebenspraxis zu motivieren.
FoResLab – Bewirtschaftungskonzepte für klimaresiliente Wälder
Die JKI-Kollegen des Fachinstituts für Waldschutz sind an einem Zukunftslabor zu Auswirkungen des Klimawandels auf das Ökosystem Wald beteiligt. Im von der Uni Göttingen geleiteten „FoResLab – Future Lab towards Forests Resilient to Climate Change“ wird ein inter- und transdisziplinäres Team der Frage nachgehen, wie Wälder resilient gegenüber Klimaveränderungen gestaltet werden können. „Damit Wälder in Mitteleuropa weiterhin ihre Ökosystemdienstleistungen für die Gesellschaft erbringen können, müssen neue Konzepte her, wie sie in Zukunft bewirtschaftet werden sollen“, sagt Prof. Dr. Henrik Hartmann, Leiter des JKI-Waldschutzsinstituts.
Geplant ist, Ökosystemfunktionen und -dienstleistungen in sechs Wäldern mit Echtzeit-Sensorik experimentell zu untersuchen und aus den Daten Indikatoren für ihre Resilienz abzuleiten. Gemeint ist damit die Fähigkeit der Wälder, Belastungen durch abiotische und biotische Stressfaktoren auszuhalten ohne abzusterben.
Zudem sollen „Digitale Zwillinge“ entwickelt werden, mit denen Bewirtschaftungsoptionen für reale Wälder in einer digitalen Umgebung erkundet werden können. Hier werden sich die Waldschutzkollegen vom JKI besonders einbringen. Das Verbundprojekt will zudem verschiedene Interessengruppen einbinden und Erkenntnisse der Öffentlichkeit präsentieren. „FoResLab“ ist ein Konsortium der Georg-August-Universität Göttingen, der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen, des Julius Kühn-Instituts Quedlinburg, der Leibniz Universität Hannover, des Luxemburg Instituts für Wissenschaft und Technologie, der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt Göttingen und der TU Braunschweig.
Weiterführende Links:
Presseinfos der Uni Göttingen u.a. zu FoResLab der TU Braunschweig u.a. zu Open_Cultures.