Politiker informierte sich über Neuzüchtungen, Forschung zu Rebkrankheiten und Digitalisierung im Weinbau am JKI-Standort Siebeldingen
(Siebeldingen) Der Vorsitzende der SPD-Fraktion im rheinland-pfälzischen Landtag, Alexander Schweitzer, informierte sich gestern (12.07.2018) auf dem Geilweilerhof über die Forschungsaktivitäten des Julius Kühn-Instituts (JKI). „Das hier im südpfälzischen Siebeldingen angesiedelte Bundesforschungsinstitut gehört für mich zu den weltweit führenden Rebenzüchtungseinrichtungen“, sagte Schweitzer zum Abschluss seines Besuchs. So markiere die jüngste Neuzüchtung der Siebeldinger, die Sorte ‘Calardis Blanc‘, mit ihrer Mehrfachresistenz gegen Schaderreger und Angepasstheit an den Klimawandel durch spätere Reife einen Wendepunkt in der Rebenzüchtung, so der Politiker weiter. Dass diese Eigenschaften mit einer hervorragenden Qualität einhergehen, davon überzeugte er sich im Rahmen einer Weinverkostung (Foto) von Calardis Blanc und Calardis Musqué (deren Namen sich vom lateinischen Namen des Geilweilerhofs Calardis wile ableitet).
Die Entwicklung angepasster und robuster Rebsorten für den Qualitätsweinbau in Deutschland ist ein Innovationsmotor angesichts der vielfältigen Herausforderungen, vor der der Weinbau steht, wie z. B. Klimawandel oder neu auftretende Pflanzenkrankheiten. “Der Weinbau muss langfristig innovationsfähig bleiben“, diese Erkenntnis nimmt Schweitzer von seinem JKI-Besuch mit. Neue Rebsorten und deren Markteinführung seien eine der wichtigsten Stellschrauben für Alleinstellung im internationalen Wettbewerb.
Beim Rundgang durch das moderne, erst 2013 erstellte Versuchsgewächshaus stellten Wissenschaftler des JKI-Fachinstituts für Pflanzenschutz in Obst- und Weinbau aktuell bedeutsame Schaderreger vor, die durch Einwanderung und die Klimaveränderung zunehmend Probleme bereiten und Herausforderungen für den Pflanzenschutz sind. So breitet sich die durch Pilze verursachte Esca-Krankheit, die zu Ausfällen von Rebstöcken führt, weiter aus. Die Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) ist ein invasiver Schädling, der besonders für dünnschalige rote Traubensorten eine Gefahr darstellt. Seit ihrem ersten Auftreten in 2014 wird der Schädling am JKI erforscht. Die durch Phytoplasmen verursachte VergilbungskrankheitFlavescence dorée stellt eine weitere Bedrohung dar. Die Krankheit tritt im Elsass bereits auf. Deshalb untersuchen die JKI-Pflanzenschützer die Verbreitung und Epidemiologie von Zikaden, da diese sowohl die Phytoplasmen als auch das Feuerbakterium Xylella fastidiosa (ein weiterer Quarantäneschädling) übertragen. Schweitzer zeigte sich besonders beeindruckt von der engen Verzahnung der international anerkannten Forschungsarbeiten mit derWeinbaupraxis und der Pflanzenschutzberatung.
Die Digitalisierung des Weinbaus stand ebenfalls auf der Besuchsagenda. Mit seinem „Phenoliner“, einem umgebauten Traubenvollernter zur sensorgestützten Erfassung (z. B. mittels Kamera) weinbaulich und züchterisch relevanter Eigenschaften, verfügt das JKI über einen feld-erprobten Prototypen. Er erlaubt es, praxisnah die Möglichkeiten des digitalen Weinbau-Managements zu erforschen. Methoden zur Erfassung der Rebenentwicklung, zur Prognose des Ertrags und zur Früherkennung von Krankheiten werden entwickelt. Sie sollen mittelfristig durch kostengünstige Sensoren schlepperbasiert im Weinbaubetrieb die Betriebsführung unterstützen. Diese Ziele werden in interdisziplinären Netzwerken von Weinbau-, Ingenieur- und Computerwissenschaften bearbeitet.
Am Standort Siebeldingen, dem Geilweilerhof, haben zwei der siebzehn Fachinstitute des Julius Kühn-Instituts ihre Forschungsheimstatt. Traditionell ist das Fachinstitut für Rebenzüchtung hier angesiedelt und seit fast 10 Jahren auch der Bereich Weinbau des Fachinstituts für Pflanzenschutz im Obst- und Weinbau.