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Julius Kühn-Institut (JKI)
Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen

Institutsleitung
Professor Dr. Peter Zwerger

Adresse
Messeweg 11/12
38104 Braunschweig

Sekretariat
Timo Holze u. Patrizia Lauke
Tel: 03946 47-6401/6402
Fax: 03946 47-6403
a@  julius-kuehn.  de

Adresse
- Außenstelle Kleinmachnow -
Stahnsdorfer Damm 81
14532 Kleinmachnow

Zentrale
Tel: 033203 48-0
Fax: 033203 48-425
 
Adresse
- Versuchsstandort Elsdorf -
Dürener Straße 71
50189 Elsdorf/Rhld.
Tel: 02274 6446
Fax: 02274 826-05
matthias.daub@  julius-kuehn.  de

Veröffentlichung
Institutsflyer
Broschüre

 

 

Fachgespräch zur Interpretation von Feldversuchen zur Resistenz und Anfälligkeit von Zuckerrüben gegen Rübenzystennematoden

Stark befallene Zuckerrübenwurzel mit weißen Nematodenweibchen im Bodenprofil
Wachstumsreaktionen von Zuckerrüben im Kleinparzellenversuch mit abwechselnd hohen und niedrigen Anfangspopulationsdichten von Rübenzystennematoden

Bundesweit erheben viele verschiedene Akteure Versuchsdaten, die die Anfälligkeit von Zuckerrüben gegen den Rübenzystennematoden H. schachtii untersuchen. Die methodische Herausforderung dabei ist enorm, was bisher dazu führt, dass Ergebnisse und Erfahrungen nicht immer vergleichbar sind. Nematologen des Julius Kühn-Institut (JKI) luden kürzlich (Ende 2016) Vertreter aus Anbauverbänden, Behörden, Forschung,  Zuckerindustrie und Züchtung zu einem Fachgespräch ein, um sich zu dieser Problematik erstmals umfassend auszutauschen bzw. einen vollständigen Überblick aller bundesweit von verschiedenen Versuchsakteuren generierten Ergebnisse aus vergangenen oder aktuellen Projekten zu schaffen und zu diskutieren.

Zwei Aspekte standen im Vordergrund des Fachgesprächs, die nachstehend skizziert werden. Eine ausführliche Darstellung ist im Journal für Kulturpflanzen in Vorbereitung.

Einschätzung des Einflusses nematodentoleranter Sorten auf die Vermehrung von Nematoden

In Anbaugebieten, in denen Rübenzystennematoden stärker auftreten, tragen nematodentolerante Sorten zu einer erheblichen Ertragssicherung bei. Regional können Anteile dieser Sorten von über 50 % erreicht werden. Durch die angestiegene Anzahl an zugelassenen nematodentoleranten Sorten besteht auch die Frage nach möglichen Unterschieden in den Vermehrungsraten von Nematoden innerhalb dieser Sortengruppe. Der überwiegende Anteil der präsentierten Ergebnisse zeigte eine Vermehrungsrate von H. schachtii beim Anbau nematodentoleranter Sorten, die unter der von anfälligen, aber über der von resistenten Sorten liegt. Die Eigenschaft und die Genetik einer möglichen Resistenzquelle in nematodentoleranten Sorten sind noch weitestgehend unbekannt. In verschiedenen Forschungsprojekten wird versucht, diese Eigenschaft für den Anbau zukünftig genauer einschätzen und bewerten zu können. Als mögliches Risiko für die nachhaltige Nutzung nematodentoleranter Zuckerrübensorten wurde das Auftreten aggressiver Populationen von Rübenzystennematoden intensiv diskutiert, wie es aktuell bei Kartoffelzystennematoden beobachtet wird. Zwar besteht bisher keine derartigen Hinweis, dennoch werden Erkenntnisse aus den laufenden Forschungsarbeiten in Zukunft ihren Teil dazu beitragen, diese wichtige Wissenslücke schließen zu können.  

Die Variabilität der Umweltverhältnisse stellt nematologische Feldversuche vor besondere Herausforderungen  

Die methodischen Herausforderungen bei der Interpretation von nematologischen Ergebnissen aus Feldversuchen lieferten den Kern des Fachgesprächs. Die inhomogene räumliche Verteilung von Nematoden im Boden und vor allem die hohe Dynamik von Vermehrungsraten bei niedrigem Ausgangsbefall erschweren die Auswertung von Versuchen. Den hohen Varianzen kann versuchstechnisch durch die Erhöhung der Anzahl an Versuchsstandorten, die Erhöhung der Wiederholungszahl von Prüffaktoren im Einzelversuch und die zeitliche Ausdehnung über viele Jahre begegnet werden. Der Aufwand wird dadurch allerdings beträchtlich erhöht. Die hohe Dynamik im Sortenwechsel und damit auch Verfügbarkeit von Referenzsorten beschränkt die mögliche Zeitachse für solche Untersuchungen. Das standortspezifisch starke Auftreten von Rübenzystennematoden im Unterboden erschwert die Interpretation von Versuchen aber insbesondere auch für die Beratung, da sich die klassischen Schadensprognosemodelle auf Proben aus dem Oberboden beziehen. In dieser Hinsicht liefern aktuelle Feldversuche zumindest eine erste Entwarnung. Für die Interpretation der Vermehrungsraten von Nematoden ist die Bedeutung des Unterbodens noch nicht hinreichend geklärt.

Vor dem Hintergrund der stark gewachsenen Bedeutung nematodentoleranter Zuckerrübensorten im Anbau und noch vieler offener Fragen zur Bedeutung möglicher Risiken ihrer Nutzung betonten die Teilnehmer die Bedeutung des Fachgesprächs für den fachlichen Austausch, der in Zukunft fortgesetzt werden soll.

JKI, im März 2017