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Institut für Pflanzenschutz in Ackerbau und Grünland

Inhalt: Interview mit Institutsleiterin Dr. Sabine Andert

Liebe Frau Andert, die Zeit rast, vor einem knappen halben Jahr haben Sie die Leitung eines unserer personalstärksten Fachinstitute mit 95 Mitarbeitenden übernommen. Fühlen Sie sich denn schon richtig angekommen?

Ja, tatsächlich ist für mich das letzte halbe Jahr sehr schnell rumgegangen. Die ersten Monate waren eine spannende Zeit der Anpassung und des Kennenlernens, aber ich kann sagen, dass ich mich beruflich und privat gut eingelebt habe. Als Leiterin des Instituts für Pflanzenschutz in Ackerbau und Grünland fühle ich mich sehr wohl und geschätzt. Ich habe das Glück, ein fantastisches Team zu haben, das mich unterstützt, und ich bin begeistert von den Möglichkeiten, die sich uns bieten, um gemeinsam zu arbeiten.

Bei Ihrem Antritt hatten sie angekündigt, mit jedem einzelnen Mitarbeitenden das persönliche Gespräch zu suchen. Ist der Plan aufgegangen?

Das persönliche Gespräch mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist und war mir besonders wichtig. Durch tolle Organisation des Geschäftszimmers ist es tatsächlich gelungen, dass ich in den ersten 100 Tagen mit allen Beschäftigten am Institut die wertvolle Gelegenheit zum persönlichen Austausch hatte. So konnte ich mir ein Bild von ihren vielfältigen Aufgabenbereichen machen. Darüber hinaus finde ich es super, dass man sich auf der persönlichen Ebene begegnet, um so im geschützten Raum offen über Erwartungen, Ziele und auch Herausforderungen zu sprechen. Ich möchte auch künftig versuchen eine offene Kommunikationskultur im Institut zu ermöglichen.

Beim Blick auf Ihren Werdegang wird klar, Sie haben einen starken Praxisbezug, sind quasi mit Landwirtschaft, in einem Betrieb großgeworden. Was nehmen Sie daraus mit, für ihre Arbeit am JKI, wie hilft es bei der Politberatung oder bei der Ausrichtung der Forschung?

Also die Gummistiefel sind jederzeit einsatzbereit … nein ernsthaft, sowohl die agrarische Forschung als auch die praktische Landwirtschaft sind oft sehr komplex und erfordern eine interdisziplinäre Herangehensweise, um Probleme zu verstehen und zu lösen. Ich versuche Erlerntes und Fähigkeiten aus beiden Bereichen in meine Arbeit einzubringen und nutze meinen Hintergrund, um praxisrelevante Fragestellungen und Probleme zu identifizieren. Dieses Verständnis ist hilfreich bei der Ausrichtung der Forschung des Instituts auf relevante Themen und bei der Entwicklung praxisorientierter Lösungen. Denn was nützt die tollste Lösung aus der Forschung, wenn sie am Ende praktisch nicht umsetzbar ist.

Durch meine Erfahrungen in einem landwirtschaftlichen Betrieb verstehe ich die Arbeitsabläufe, Herausforderungen und technischen Aspekte der Landwirtschaft und damit auch insbesondere die Anforderungen an die technischen Kolleginnen und Kollegen meines Instituts. Mein Hintergrund erleichtert es mir, eine Brücke zwischen den Ansprüchen der wissenschaftlichen Forschung und den Herausforderungen der technischen Umsetzung zu schlagen.

Dies gilt in gewissem Maße auch für die Politikberatung. Aus der Wissenschaft kommend ist dieser Aufgabenbereich eine neue Herausforderung für mich. Vordergründig dabei ist die wissenschaftsbasierte Ergebnisinterpretation. Meine Perspektive auf die Herausforderungen der Landwirtschaft tragen zur ganzheitlichen Betrachtung komplexer Fragen bei. Schließlich ist es das Ziel aller Kolleginnen und Kollegen des Instituts, dass unsere Forschungsaktivitäten einerseits Grundlagen für politische Entscheidungen sein können und andererseits einen messbaren Mehrwert für die Praxis bieten.

Mit der Übernahme der Position als Institutsleiterin sind Sie von der Forscherin zur Forschungsmanagerin geworden. Fehlt Ihnen die eigene Forschungsarbeit?

Ja klar, ich denke die allermeisten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler forschen aus Leidenschaft und intrinsischer Motivation. Den Forschergeist habe ich nicht von einem Tag auf den anderen an der Institutspforte abgegeben. Während ich früher aktiv an Projekten gearbeitet habe, liegt mein Fokus nun auf strategischer Planung, der Erschließung von Ressourcen, also Geld und Arbeitskräften, der Mitarbeiterführung und der Förderung der Zusammenarbeit und des Wachstums des Instituts. Obwohl ich nun viel weniger Zeit für eigene Forschungsarbeit habe, empfinde ich diese Veränderung jedoch als persönliche Bereicherung. Als Leiterin des Instituts kann ich meine Leidenschaft für die Forschung weiterhin durch die Unterstützung und Förderung des Forschungsteams ausleben. Ich kann die Forschungsrichtung des Instituts mitgestalten, unterstützen um Ressourcen für vielversprechende Projekte zu akquirieren und dazu beitragen, dass unsere Forschungsergebnisse in die Politikberatung eingehen. Darüber hinaus bietet mir meine neue Position die Möglichkeit, auf einer höheren oder eher breiteren Ebene einen Beitrag zur Wissenschaft zu leisten, indem ich die Entwicklung von Forschungsstrategien mit vorantreibe, Partnerschaften mit anderen Institutionen aufbaue und Forschungsprioritäten an gesellschaftspolitische Bedürfnissen anpasse.

Wer zu Pflanzenschutzstrategien forscht, rückt automatisch ins Blickfeld politischer und gesellschaftlicher Diskurse – Wie gehen Sie damit um?

Als Institut, das sich mit Pflanzenschutzstrategien befasst, ist es wichtig, sich konstant der politischen und gesellschaftlichen Dimensionen unserer Arbeit bewusst zu sein und verantwortungsvoll damit umzugehen. Ich bemühe mich, unsere Forschung transparent zu gestalten und die Ergebnisse klar und verständlich zu kommunizieren. Dies umfasst neben der Veröffentlichung von Forschungsergebnissen in wissenschaftlichen Fachzeitschriften auch die Bereitstellung von Informationen für die breite Öffentlichkeit, um eine informierte Diskussion zu ermöglichen. Der aktive Dialog mit politischen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern, der landwirtschaftlichen Praxis, Verbraucherinnen und Verbrauchern sowie anderen Interessengruppen ist dabei wichtig, um ihre Perspektiven zu verstehen und schließlich Lösungen zu entwickeln, die sowohl wissenschaftlich fundiert als auch gesellschaftlich akzeptabel sind.

Worin sehen Sie die zentralen Fragen, denen sich Ihr Institut in den kommenden Jahren widmen will und muss?

Sich verändernde Rahmenbedingungen stellen den Agrarsektor vor neue Herausforderungen. Ich bin davon überzeugt, dass unser Institut durch die gesetzlichen Aufgaben und die Forschung wesentlichen Anteil am Transformationsprozess hin zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft haben wird. Für das gesamte Team gilt es, ressourcenschonende Pflanzenbausysteme zu konzipieren, die jenseits des wirkstoffbasierten Pflanzenschutzes funktionieren. Das geht nur durch Forschung.

Welche Themen liegen Ihnen besonders am Herzen?

Wir stehen vor der großen Herausforderung, d.h. Klima-, Umwelt- und Ressourcenschutz sowie den Erhalt der Biodiversität möglichst in Einklang zu bringen mit effektiver Schaderregerkontrolle. Dies gilt gleichermaßen für den ökologischen und integrierten Anbau. Die Entwicklung umweltgerechter und ‚smarter‘ Managementsysteme sowie Forschungen zur Verbesserung der Klima- und Ökoresilienz von Anbausystemen stehen auf unserer Agenda. Dafür gilt es, die Kernkompetenzen des Instituts zu nutzen, die auf einem breiten Wissensfundament zur Biologie und Ökologie bedeutender Schaderreger an und in Ackerbaukulturen und im Grünland stehen.

Auf der Pflanzenschutz-Tagung 2023 in Göttingen wurden Sie als Nachwuchsforscherin mit dem Julius Kühn-Preis geehrt. Wofür wurden Sie ausgezeichnet?

Als Nachwuchsforscherin an der Universität Rostock habe ich an der Entwicklung und Anwendung innovativer Methoden zur Nutzung landwirtschaftlicher Betriebsdaten für phytomedizinische Erkenntnisse gearbeitet. On-farm Research hat sich zu einem zentralen Element in der Agrarforschung entwickelt. Ich habe diesen Ansatz bereits seit meiner Promotionszeit ab 2012 genutzt, um im Feldversuch, im Anbausystemkontext und mit landwirtschaftlichen Betriebsdaten Forschungsergebnisse zu generieren. Neben diesen Arbeiten zum Pflanzenschutz in der betrieblichen Ackerbau-Praxis habe ich insbesondere experimentelle Forschung initiiert, um Lösungsansätze für einen nachhaltigen Pflanzenschutz am Beispiel der Unkrautkontrolle zu erarbeiten. Dies ist auch Dank der Unterstützung der Arbeitsgruppe Phytomedizin der Universität Rostock gelungen und ich bin sehr dankbar für die Auszeichnung durch die DPG.

das Interview führte Stefanie Hahn/JKI-Pressereferentin