Julius Kühn-Institut (JKI)
Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
Institutsleitung
Prof. Dr. Jens Karl Wegener
Adresse
Messeweg 11/12
38104 Braunschweig
Sekretariat
Jana Bartels
Tel: 03946 47 6701
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Bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln können Mittel auf Nicht-Zielflächen abdriften. Dies ist ein nicht erwünschter Nebeneffekt, der jedoch nicht vollkommen vermeidbar ist. Er muss jedoch so gering wie nur möglich gehalten werden, damit Umwelt und Naturhaushalt nicht belastet werden. Diverse technische Ansätze wie eine spezielle Düsentechnik oder neuartige Sprühgeräte, die kontinuierlich weiterentwickelt werden, können dies leisten. Auf Basis erheblicher Datenmengen legte das JKI Abdrifteckwerte fest. Sie bilden die Grundlage, um neue Applikationstechniken zu vergleichen und zu bewerten.
Im Zulassungsverfahren von Pflanzenschutzmitteln werden die im Jahr 1995 veröffentlichten Abdrifteckwerte (Studies on the spray drift of plant protection products. Mitteilungen aus der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft, Heft 305) genutzt, um Pflanzenschutzmittel hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf Nichtzielorganismen zu bewerten und die Anwendungsbestimmungen festzulegen.
Diesen Eckwerten lagen Ergebnisse von 119 Abdriftversuchen aus den Jahren 1989 bis 1992 zu Grunde, aus denen das 95. Perzentil berechnet wurde. Durch Rundung dieser 95. Perzentile auf eine Nachkommastelle ergaben sich die Eckwerte.
In Ergänzung dazu wurden in den Jahren 1996 bis 1999 eine Reihe weiterer Versuche im Ackerbau und im Obstbau durchgeführt. Bei diesen Versuchen konnte eine verbesserte Messtechnik eingesetzt werden. Sie erlaubte es, Messwerte sicher zu bestimmen, die um den Faktor 10 unter den zuvor messbaren Werten liegen. Somit waren Bodensedimentwerte kleiner als 0,01 % des Aufwands messbar, wie sie in größeren Entfernungen auftreten können. Daraufhin dehnte das JKI die Messentfernungen bei den genannten Versuchen teilweise bis auf 100 m von der behandelten Fläche aus. So sind wesentlich sicherere Aussagen über den Verlauf der Abdriftkurve möglich.
Insgesamt stehen im Ackerbau Ergebnisse aus 50 Versuchen und im Obstbau aus 72 Versuchen als Vergleichsgrundlage zur Verfügung. Im Weinbau zeigten neue Versuche, dass die Unterscheidung in frühe und späte Entwicklungsstadien nicht mehr notwendig ist.
Die an der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln beteiligten deutschen Behörden haben in Anlehnung an die in der FOCUS-Gruppe (Surface Water Scenario Group) festgelegte Vorgehensweise vereinbart, nicht mehr das 95. Perzentil, sondern das 90. Perzentil zu verwenden.
Im Gegensatz zum Weinbau wurden die Abtrifteckwerte für den Obstbau für frühe und späte Entwicklungsstadien getrennt ermittelt. Grund dafür ist, dass sich in den Entwicklungsstadien erhebliche Unterschiede im Abdriftniveau zeigten, was auf die unterschiedliche Laubdichte zurückzuführen ist.
Für spezielle Anwendungsbereiche wie Haus- und Kleingärten, Gleisanlagen und Flächenkulturen, die mit einem Wasseraufwand von über 900 l/ha behandelt werden, gelten zusätzliche Abdrifteckwerte.
Alle Abdrifteckwerte werden im Bundesanzeiger bekannt gemacht.
Kontakt:
Dirk Rautmann