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Institut für Biologischen Pflanzenschutz

Inhalt: Fund in Thüringer Mühle entzückt Darmstädter Wissenschaftler

Von 1954 bis 1989 forschte Dr. Aloysius Krieg am Darmstädter Institut. Als Mikrobiologe beschäftigte er sich mit Baculoviren, Rickettsien und Bakterien, die bei Insekten Krankheiten verursachen. Sein besonderes Augenmerk galt viele Jahre dem 1911 in einer Thüringer Mühle von Ernst Berliner in kranken Mehlmottenlarven gefundenen und Bacillus thuringiensis, (B.t.), benannten Bakterium, das die sogenannte Schlaffsucht der Mehlmottenlarven auslöst. B.t.-Stämme sind weltweit zu finden und können vor allem aus Böden isoliert werden. Zunächst verglich er die bekannten Stämme, vermehrte sie und führte Bekämpfungsversuche gegen Kohlweißlings- und andere Insektenlarven durch. Das Potential dieses Bakteriums war so überzeugend, dass sich damals die Farbwerke Hoechst entschlossen, das erste mikrobiologische Präparat in Deutschland auf den Markt zu bringen. 1964 wurde BIOSPOR, so der Name, zur spezifischen Bekämpfung von Schadschmetterlingslarven (Raupen) amtlich anerkannt. Diese Entwicklung wurde maßgeblich durch die Arbeiten von Dr. Krieg gefördert.

1982 kam es zu einem weiteren besonderen Erfolg: Im Suspensionspräparat einer toten Mehlkäferpuppe (Tenebrio molitor) konnte Dr. Alois Huger im Rahmen seiner Diagnosestudien eine neue B.t.-Variante entdecken, die nach Grundlagenstudien von Krieg und Huger als Bacillus thuringensis var. tenebrionis  (B.t.t.) beschrieben wurde. Wie Infektionsversuche durch Dr. Schnetter (Uni Heidelberg) zeigten, ist B.t.t. für Blattkäfer (Chrysomeliden) pathogen. Damit war der erste käferwirksame B.t.-Stamm weltweit verfügbar, der sich z. B. auch hervorragend zur biologischen Bekämpfung des Kartoffelkäfers eignet. 1993 wurde das erste industrielle, käferwirksame B.t.t.-Produkt namens NOVODOR in Deutschland zugelassen.

Dr. Krieg war ebenfalls darum bemüht, die verschiedenen B.t.-Stämme zu differenzieren und ihre Kristallformen zu untersuchen, die für die toxische Wirkung verantwortlich sind. So teilte er die B.t.-Stämme nach ihrem Wirtsspektrum auf: Pathotyp A wirkt gegen Larven bestimmter Schmetterlinge (Lepidopteren), Pathotyp B gegen Zweiflügler (Dipteren) und Pathotyp C gegen Blattkäfer (Chrysomeliden). Heute werden mit modernen molekularbiologischen Methoden andere Eingruppierungen verwendet, die allein auf der Homologie der Sequenz der Proteine beruhen.