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Institut für Biologischen Pflanzenschutz

Inhalt: Parasit geht Maiszünsler an den Kragen – erfolgreich bis heute

Kleiner als ein Stecknadelkopf, aber clever, präzise und tödlich, wenn es geht, ihr Wirtsinsekt zu finden, zu parasitieren und letztendlich abzutöten. Die Rede ist von der nur 0,5 Millimeter großen Schlupfwespe Trichogramma evanescens, die ihre Eier in die Eier ihrer Wirtsinsekten ablegt. Dr. Sherif Hassan, seit 1972 am Institut, untersuchte die Effektivität vieler Stämme dieses Eiparasiten vor allem gegen den Maiszünsler, Ostrinia nubilalis, einem gefürchteten und schwer zu bekämpfenden Schädling in Maiskulturen. Ab ca. 1980 begann Hassan mit der die Massenproduktion für die Praxis. Die Pflanzenschutzdienste der Länder trugen durch ihre gute Zusammenarbeit mit dem Darmstädter Institut mit zum Erfolg und Gelingen dieses biologischen Verfahrens bei. Von der Praxis akzeptiert wurden 2018 in Deutschland 40.000 ha Maisfläche behandelt. Dabei können die superleichten Winzlinge inzwischen auch mit unbemannten Flugmaschinen (Drohnen) ausgebracht werden und Fahrten mit Stelzenschleppern über das Maisfeld sind nicht mehr notwendig. Hassan suchte weiterhin nach geeigneten Trichogramma-Stämmen an Schadschmetterlingen im Obst- und Weinbau oder Kohl. Für seine Arbeiten wurde er 2014 mit der Anton-de-Bary-Medaille der Deutschen Phytomedizinischen Gesellschaft (DPG) für sein Lebenswerk auf dem Gebiet der Anwendung von Nützlingen zur biologischen Bekämpfung von Schädlingen geehrt.

Mit dem zunehmenden praktischen Einsatz von Nutzorganismen in den 1980er Jahren begannen die Darmstädter Wissenschaftler Methoden zu entwickeln, um die Wirkung von Pflanzenschutzmitteln auf diese Tiere standardisiert prüfen zu können. Nur so war es möglich, nützlingsschonende Pflanzenschutzmittel für einen integrierten Pflanzenschutz auszuweisen.

Heute führt Dr. Annette Herz diesen Arbeitsbereich. Noch immer ist die Nutzung der biologischen Vielfalt der Nützlinge zur Kontrolle der Schädlinge ein großes Thema. Vor allem wenn neue eingeschleppte Schädlinge wie die Kirschessigfliege oder der Buchsbaumzünsler ihr Unwesen treiben, versuchen die Darmstädter Entomologen neue geeignete Nützlinge zu finden, die die Schädlinge in Schach halten.  Denn nicht immer sind unter den mehr als 80 Nützlingsarten, die derzeit den Erwerbsgärtnern (vor allem für Gewächshauskulturen von Gemüse), Hobbygärtnern und Landwirten zur Bekämpfung verschiedener Schädlinge angeboten werden, die richtigen dabei. Daher gilt es, aus dem Füllhorn der Natur die richtigen „Erzfeinde“ herauszusuchen.

Außerdem wollen Dr. Herz und ihre Kolleginnen und Kollegen zeigen, welchen Wert natürliche Gegenspieler (Antagonisten) von Schädlingen für ein Ökosystem haben und wie man sie fördern kann. Denn bisher nehmen wir diese kostenfreie Dienstleistung in Anspruch, ohne sie im Detail bewerten zu können. Dazu gehört natürlich auch, dass geprüft wird, ob und wie verwendete Pflanzenschutzmittel diese Leistungen beeinträchtigen. Aktuell wird hier das Agrarökosystem Apfel in zwei Projekten betrachtet, doch werden in Zukunft auch andere Kultursysteme in den Fokus rücken.