Die vergleichende Bewertung von Pflanzenschutzmitteln wurde im Juni 2011 mit dem neuen Pflanzenschutzgesetz 1107/2009 eingeführt. Die vergleichende Bewertung basiert dabei auf dem "Substitutions-Prinzip". Substitution bedeutet eine Risikominderung bei stufenweisem Ersatz von Pflanzenschutzmitteln, die Substitutionskandidaten enthalten durch weniger bedenkliche Methoden und Produkte, zum Schutz der menschlichen oder tierischen Gesundheit und der Umwelt, während gleichzeitig die ökonomischen und praktischen Nachteile für die Landwirtschaft minimiert werden. Das Substitut kann eine Alternative chemischer oder nicht-chemischer Art sein. Bei der nicht-chemischen Alternative wird zumeist von einer Bekämpfungsmethode ausgegangen. In der EU regeln zwei Leitlinien-Dokumente das schrittweise Vorgehen bei der vergleichenden Bewertung. Allerdings liefern beide kein genaues Vorgehen für eine ökonomische Bewertung. Genaue Vorgehensweise, Methoden der Bewertung, Kriterien, usw. fehlen. Hier setzt das Projekt zur ökonomischen Bewertung innerhalb der vergleichenden Bewertung an und entwickelt ein geeignetes Bewertungsverfahren. Im Fokus steht dabei die ökonomische Bewertung von nicht-chemischen Alternativen. Eine Überprüfung des neu entwickelten ökonomischen Bewertungsverfahrens erfolgt über einen Testlauf von 3 beispielhaften Substitutionskandidaten, je ein Herbizid, Fungizid und Insektizid.
Ziel des Teilprojektes 4 innerhalb der "Nachwuchsgruppe Arzneipflanzen - Praxisorientierte Forschung zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Arzneipflanzenanbaus und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses (NWG Arzneipflanzen)" ist die Bewertung des fungiziden Potentials von Pflanzenextrakten gegen relevante pilzliche Krankheitserreger im Arzneipflanzenanbau.
Auf der Grundlage bekannter Struktur-Wirkungs-Beziehungen werden die genetischen Ressourcen von Pflanzenarten mit potentiellen Wirkstoffen hinsichtlich ihrer metabolischen Diversität und Bioaktivität in Biotests bewertet. Häufig lassen sich solche Ursprünge sogar bei den kulturpflanzlichen Wildverwandten von Arznei- und Gewürzpflanzen finden. Der Schwerpunkt liegt hier zunächst auf verschiedenen Arten der Gattung der Süßhölzer (Glycyrrhiza) sowie Bohnenkraut- und Thymian-Wildtypen, für deren jeweilige Carvacrol-Typen bereits antimykotische Wirkungen beschrieben wurden.
Neben Modellversuchen im Labor wird die phytosanitäre Wirkung der Pflanzen und Pflanzenpräparate bei Befall im Gewächshaus und wenn möglich auch im Freiland untersucht. Mögliche positive Auswirkungen der Saatgutbehandlung auf samenbürtige Krankheitserreger stehen ebenfalls im Fokus.
Langfristig sollen Strategien für den Anbau dieser Pflanzen als Bei- oder Vorfrucht oder als Bestandteil von Blühmischungen mit phytosanitärer Wirkung entwickelt werden. Im Mittelpunkt steht der Einsatz gegen Rotwelke bei Johanniskraut und Anisrost (Puccinia pimpinellae) sowie gegen den Falschen Mehltau und für den Arzneipflanzenanbau relevante Alternaria- oder Fusarium-Arten.