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Inhalt: Interview mit Dr. Holger Beer

2x3 Fragen an Dr. Holger Beer zu seiner langjährigen Tätigkeit als Forschungskoordinator und Sprecher für Bauangelegenheiten am Julius Kühn-Institut und der Biologischen Bundesanstalt.

Einleitung: Lieber Herr Dr. Beer, Sie blicken in Ihrer Funktion als Leitungsassistent auf 33 Jahre als Forschungskoordinator für das Julius Kühn-Institut (JKI)  zurück und eine seiner Vorgängereinrichtungen, der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA). Später waren Sie zusätzlich als Sprecher für Bauangelegenheiten koordinierend tätig bei der Planung von Neu- und Umbaumaßnahmen an allen Standorten des JKI bzw. der BBA. Nach mehr als einem Vierteljahrhundert für die Kulturpflanzenforschung des Bundes ist ein persönlicher Rückblick angebracht.

Was sehen Sie als Ihren wichtigsten Beitrag als Forschungskoordinator an?

Rückblickend fällt das in die Zeit der großen Umbrüche der Nachwendezeit, als die Forschungseinrichtungen der ehemaligen DDR in die Biologische Bundesanstalt eingegliedert wurden. Ich war ab 1991 beteiligt an der fachlichen Neuausrichtung und Konsolidierung der drei Forschungsinstitute und Außenstellen in Kleinmachnow sowie anderen Standorten. Es war eine Herausforderung, die Forschungsinhalte der DDR-Einrichtungen mit denen der BBA zusammenzuführen. Für mich persönlich war das - nach einer Zwischenstation bei der EU in Brüssel - auch ein Aufbruch in einen neuen Aufgabenbereich.

Natürlich ist einem das jeweils aktuellste Geschehen am nächsten. Deshalb würde ich sagen, dass mir in jüngster Zeit die Etablierung des neuen Waldschutzinstituts am JKI ein wichtiges Anliegen war. Tatsächlich ist es so, dass das JKI und die BBA traditionell Fragen des Pflanzenschutzes im Forst bearbeitet haben. Als ich an der BBA anfing, trug sogar unser Ministerium das Fachgebiet Forst noch im Namen. Über die Jahre verlor der Forst dann an Bedeutung, bis der Beratungs- und Forschungsbedarf wieder so eklatant wurde, dass das BMEL der Einrichtung des Instituts im JKI zustimmte. Ähnlich war es damals auch vor der Gründung des Instituts für Bienenschutz. Ein räumlich und zeitlich begrenztes Bienensterben im Jahr 2008 erforderte damals die Verstärkung der Risikobewertung und Forschung und veranlasste das BMEL, unserem Vorschlag, ein Institut für Bienenschutz einzurichten, nachzugeben.

Was waren Ihre größten Herausforderungen in der Forschungskoordination?

Ein besonderer Einschnitt war 1995, als infolge des Beschlusses der Bundesregierung 30 % des Personals in den Ressortforschungseinrichtungen des BMEL eingespart werden mussten. Das Rahmenkonzept forderte neben der dramatischen Personaleinsparung auch die Zusammenlegung von Bundesanstalten, Instituten sowie Auflösung von Standorten. Vorgesehen war u.a. die Auflösung der BBA-Standorte Bernkastel-Kues, Darmstadt, Kleinmachnow und Münster sowie der BAZ-Standorte Ahrensburg, Aschersleben und Grünbach. Eine weitere große Herausforderung war die Gründung des JKI, wozu ab 2008 die Züchtungsforschung der BAZ, die Pflanzenschutzforschung der BBA und die Pflanzenbauforschung der FAL organisatorisch und fachlich zusammengeführt werden mussten.

Wohin geht die Reise für die JKI-Forschung?

Die großen Herausforderungen für die Landwirtschaft ergeben sich aus den Folgen des Klimawandels und den Forderungen von Politik und Gesellschaft nach stärkerem Schutz von Biodiversität und Umwelt sowie natürlicher Ressourcen bei gleichzeitiger Sicherung einer stärker pflanzenbasierten Ernährung und des Bedarfs der Wirtschaft an nachwachsenden Rohstoffen. Um den notwendigen Transformationsprozess zu unterstützen, muss die JKI-Forschung die wissenschaftlichen Grundlagen für die Beratung der Bundesregierung und Neuausrichtung der Landwirtschaft erarbeiten. Erforscht werden müssen neue Pflanzenbausysteme inklusive Anbau neuer bzw. bislang noch wenig beachteter Kulturpflanzenarten, Pflanzensorten mit biotischer und abiotischer Widerstandsfähigkeit, nachhaltige Pflanzenschutzverfahren auf der Grundlage systemischer Ansätze. Dabei werden neue Werkzeuge und Methoden der Digitalisierung genutzt, wie Drohneneinsatz, Fernerkundung, Nutzung von KI, Modellierungen, Phänotypisierungsplattformen, Robotik.

Wie viele und welche Bauvorhaben haben Sie am JKI bzw. vorher an der BBA betreut?

Gefühlt waren es unzählige Projekte. Zu den kleineren zählen Gewächshaus- und Funktionsneubauten in Dresden (Schuricht-Bau), Dossenheim, Siebeldingen, Groß Lüsewitz (Maschinenhalle) und Braunschweig (Nematoden-Quarantänegewächshaus). Zu den größeren Brocken zählen die andauernden Umbau- und Sanierungsmaßnahmen in Braunschweig, Kleinmachnow und Berlin. Bis zur endgültigen Herrichtung des Standortes Berlin-Dahlem und der Zusammenführung mit Kleinmachnow in etwa 10 bis 15 Jahren sind allein in Dahlem noch ein Laborneubau und sechs größere Baumaßnahmen vorgesehen. Aber auch am JKI in Braunschweig, Groß Lüsewitz und Siebeldingen stehen große Vorhaben an. In Groß Lüsewitz schließt sich für mich auch der Kreis als Bausprecher und Forschungskoordinator, da es uns gelungen ist, den Nordstandort als dauerhaften Forschungsstandort für das Institut für Züchtungsforschung an landwirtschaftlichen Kulturen zu bewahren.

Was war das größte Bauvorhaben, das Sie erfolgreich von Anfang bis Ende mitbetreut haben?

Das ist eindeutig der Neubau des Labor- und Bürogebäudes in Dossenheim für unsere Fachinstitute für Pflanzenschutz in Obst- und Weinbau und für Biologischen Pflanzenschutz. Die 15 Jahre Kampf um die Anerkennung der Raumbedarfe, die Genehmigung zusätzlicher Mittel für Laborgebäude, Gewächshäuser u.a. Einrichtungen, haben sich gelohnt. Das war für alle Beteiligten sehr befriedigend, dass vom Architektenwettbewerb, über die Grundsteinlegung, bis hin zu Einweihung und Erstbezug dieser tolle neue und moderne Raum für Forschung entstanden ist. Noch dazu in überschaubarem Zeitrahmen und mit angemessenem Budget. Wenn man sich da andere Projekte anschaut, ich sage nur Flughafen, dann kann man zu Recht stolz sein. Und ich möchte betonen, dass es viel damit zu tun hat, wie man mit den anderen Beteiligten, etwa mit dem örtlichen Bauamt, mit der BImA, den Architekten zusammenarbeitet. Das war an den Südstandorten sehr konstruktiv, was man für den Standort Braunschweig nur teilweise und für die Baumaßnahmen in Kleinmachnow schon gar nicht sagen kann.

Verstehe: „Mann“ kann bei der Koordinierung von Bauvorhaben viele graue Haare bekommen. Gab es auch mal eine Begebenheit, wo sich etwas glücklich gefügt hat?

Das mit den grauen Haaren stimmt bei mir: Beim Ringen um die Anerkennung des Bedarfs und der Laborausstattung, Berücksichtigung der Wünsche der Personal- und Schwerbehindertenvertretungen in Kombination mit Auflagen zu Brandschutz, Arbeitsschutz, Fluchtwegeplanung braucht man Geduld, Flexibilität und einen langen Atem. Frustrierend ist, wenn trotz eindringlicher Warnungen Gewächshäuser nicht von Gewächshausplanern, sondern von Architekten geplant werden, die noch nie etwas damit zu tun hatten. Aber es gab auch Dinge über die man im Rückblick schmunzeln kann: Zum Beispiel war ursprünglich im Großteil der Dossenheimer Gewächshäuser vom BMEL aus Kostengründen keine technische Kühlung genehmigt worden. Aufgrund eines Fehlers der ausführenden Firma wurde jedoch die technische Kühlung ohne Genehmigung eingebaut. Da der Rückbau dieser Technik noch teurer geworden wäre, als eine Neuausstattung, haben wir dann letztlich doch voll ausgestattete Gewächshäuser bekommen und sogar ohne Mehrkosten.

Ein Schlusswort?

Ich danke allen, die mich auf meinem Weg als Forschungskoordinator und Bausprecher begleitet und unterstützt haben!

 

Das Interview führte Stefanie Hahn  (November 2024)