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Vorratsschutz

In Deutschland werden vor allem Getreide, aber auch Heil- und Gewürzpflanzen, Trockenobst oder Tabak in großen Lagern aufbewahrt. Allen Produkten gemeinsam ist, dass sie sehr trocken gelagert werden müssen. Trotzdem gibt es zahlreiche spezialisierte Schädlinge, allen voran Insekten, die sich unter diesen Bedingungen gut vermehren können. Auch Mäuse finden ihren Weg mit der Ernte ins Vorratslager oder über Ritzen und Löcher in den Lagerhallen.

So wird auch in Deutschland heute noch ein Teil der Ernte vernichtet. Bei Getreide beispielsweise betrugen die Verluste durch die verschiedenen Schädlinge im Jahr 2012 mehr als eine Million Tonnen (Statist. Jahrbuch, 2012). Das JKI konnte zeigen, dass eine geringe Zahl an Schädlingen durch ihren Atem die Produkte so anfeuchten können, dass giftige Schimmelpilze auskeimen. Spätestens dann können komplette Partien an Getreide nicht mehr als Nahrungsmittel für Mensch oder Tier verwendet werden.

In Deutschland ist das JKI die einzige Forschungseinrichtung, die sich mit dem Schutz unserer Vorräte und der Forschung an neuen Verfahren der Vorratslagerung wissenschaftlich auseinandersetzt.

Vorratsschädliche Insekten

Man unterscheidet bei den Insekten vorratsschädliche Käfer, Motten oder Staubläuse. Bedeutend sind der Kornkäfer, Reismehlkäfer, Getreidekapuziner sowie die Dörrobst- und Mehlmotte. In großen Getreidelagern sind es spezialisierte Arten, die in diesen trockenen Bedingungen leben können. Wird das Getreide durch den Befall mit den Insekten feucht, können sich Milben und Mikroorganismen (zum Beispiel Schimmelpilze) rasch vermehren. Diese bauen das Getreide weiter ab und verunreinigen es mit Pilzgiften (Mykotoxinen), was die Gesundheit von Mensch und Tier gefährden kann. Schon kleine Mengen verschimmelter Getreidekörner können dazu führen, dass auch der Rest des Getreides vernichtet werden muss, da sich bereits überall Pilzsporen befinden.

In Mitteleuropa kommen vorratsschädliche Insekten nicht mit der Ernte vom Feld ins Lager, da das Getreidekorn am Halm kurz vor der Ernte trocken genug ist, um befallen zu werden. Allerdings können Mähdrescher mit befallenem Restgetreide verunreinigt sein. Oder die Insekten halten sich in den Getreidevorräten von Mäusen unter der Erde auf bzw. in Strohballen mit Restkörnern. Motten und Käfer haben einen extrem guten Geruchssinn. Sobald die Außentemperaturen über 15° C steigen, steuern sie krabbelnd oder fliegend sicher das nächste Getreidelager an. Dort gelangen sie über kleinste Ritzen in die Lager.

Forschung für einen besseren Vorratsschutz

Das JKI forscht an Verfahren, wie Vorratsschädlinge vermieden bzw. wie sie frühzeitig erkannt werden können, um den Schaden möglichst gering zu halten. Haben sich die Schädlinge schon zu stark vermehrt, ist eine Bekämpfung nur noch schwer oder gar nicht mehr möglich.

Eine wichtige Frage der Forschungen am JKI ist daher, wie man Schadinsekten im Getreide oder in Mühlen frühzeitig und sicher erkennen kann. Wir arbeiten daran, in modernen Getreidelagern die Fressgeräusche der Schädlinge in den Getreidekörnern akustisch zu erfassen. Auf diese Weise wollen wir nicht nur den Befall selbst, sondern auch die Stärke des Befalls, die Schädlingsart und das Entwicklungsstadium des Schädlings bestimmen.

Heute erhältliche Lockstoff-Fallen zeigen in der Regel lediglich die Anwesenheit von Schädlingen an und dienen nicht der Bekämpfung. Das JKI untersucht aktuell, welche Duftstoffe die Dörrobstmotte (sie befällt fast alles, was wir im Vorratsschrank aufbewahren) wahrnimmt, wenn sie auf der Suche nach Futter ist. Fallen mit Futtermittel-Lockstoffen könnten Weibchen wie Männchen anlocken und auch zur Bekämpfung eingesetzt werden. Der Weg bis zur Praxisreife ist hier allerdings noch weit.

Bei den Bekämpfungsmöglichkeiten stellen nützliche Insekten, für den Menschen ungiftige Gase oder Hitze die Verfahren dar, an denen gearbeitet wird. Beispielsweise gelingt es Schädlinge in leeren Lagern zu bekämpfen, indem diese Temperaturen über 50° C ausgesetzt werden.

Eine biologische Bekämpfung mit Nützlingen ist dann wirksam, wenn die ausgebrachten Tiere zahlenmäßig den Vorratsschädlingen überlegen sind. Dies gelingt meist nur, wenn der Befall noch nicht stark ist. Eingesetzt werden nützliche Insekten, meist Schlupfwespen. Pflanzenextrakte schrecken ab oder bekämpfen.

Ob große Langzeit-Getreidelager schädlingsdicht sein können, beschäftigt uns seit einigen Jahren intensiv. Unsere Untersuchungen zeigten für Rüsselkäfer, Getreideplattkäfer und junge Larven vorratsschädlicher Motten, dass diese in Öffnungen einwandern können, die größer als 0,1 mm sind. Daher sollten Getreidelager am besten gasdicht sein. Die Forscher am JKI konnten nachweisen, dass zum Beispiel die Dörrobstmotte von außen an die Lager fliegt, dichte Lager aber nicht befällt. Wichtig sind auch die Erkenntnis aus den Untersuchungen, dass ein insektendichter Umbau bzw. eine entsprechende Abdichtung von Lagerhallen ökonomisch von Vorteil ist. Vor allem im Ökologischen Landbau lohnt eine Investition in bessere Lagertechnik, um Befall und Qualitätsverluste zu vermeiden.

Vorratsschutz im Privathaushalt

Meist sind es Dörrobst- und Mehlmotten oder Reismehl-, Brot- und Speckkäfer, die mit dem Einkauf unerkannt aus dem Supermarkt ins Haus gelangen. Sind die Verpackungen nicht insektendicht, können sich die Schädlinge weiter ausbreiten. Eine Möglichkeit ist, Trockenobst oder Gewürze in die Tiefkühltruhe zu bringen, um Schädlinge abzutöten. Bei Mehl und anderen Getreideerzeugnissen hilft es, zu sieben. Als allererste wichtigste Maßnahme sollten jedoch insektendichte Verpackungen genutzt werden. So kann kein Zuflug von außen stattfinden.

Rechtliche Situation

Bei der Anwendung von chemischen Mitteln im Vorratsschutz gelten die Vorschriften des Pflanzenschutzrechts. Damit eine Pflanzenschutzmittelbehandlung durchgeführt werden darf, dürfen Getreidekörner und andere Pflanzenerzeugnisse wie Heil- und Gewürzkräuter „nicht oder nur geringfügig bearbeitet“ sein. Trocknen, Pressen oder Zerkleinern wird dabei als geringfügige Bearbeitung angesehen. Das Gleiche gilt, wenn Brotgetreide zu Mehl, Grieß oder Kleie vermahlen ist.

Wenn mindestens zwei verschiedene Pflanzenerzeugnisse (z. B. Haferflocken und Rosinen) miteinander vermischt werden oder andere Stoffe zugesetzt werden, entsteht ein so genanntes zusammengesetztes Lebens- oder Futtermittel (hier: Müsli). Hier gelten die Vorschriften des Biozidrechts.

Immer muss beachtet werden, dass bei einer Bekämpfung von Schädlingen keine gefährlichen Rückstände bleiben, wenn Vorratsgüter direkt zu Lebens- oder Futtermittel oder sogar Arzneimittel verarbeitet werden. Da die Anwendung meist in geschlossenen Räumen (Lager) stattfindet, ist der Schutz der Anwender ebenfalls wichtig.

Mittel und Wirkstoffe, die zur Schädlingsbekämpfung rund um Pflanzenerzeugnisse eingesetzt werden dürfen, finden sich im Teil 5 des Pflanzenschutzmittelverzeichnisses (www.bvl.bund.de)

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