Julius Kühn-Institut (JKI)
Bundesforschungsinstitut
für Kulturpflanzen
Institutsleitung
Dr. Henrik Hartmann (m. d. W. d. G. b.)
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Erwin-Baur-Str. 27
06484 Quedlinburg
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Veröffentlichung
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Die Gemeine Esche Fraxinus excelsior geht in Mitteleuropa drastisch zurück. Verantwortlich dafür sind vor allem Infektionen durch den Pilz Hymenoscyphus fraxineus, zu Deutsch Eschenbecherchen. Die Pilzinfektion verursacht seit 2002 in Deutschland wie auch in weiten Teilen Europas das so genannte Eschentriebsterben. Die Holzqualität leidet, abgestorbene Bäume müssen identifiziert und im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht entfernt werden. Das führt zu finanziellen Einbußen für Forstbetriebe. Die forstliche Zukunft der Gemeinen Esche ist ungewiss, da unter diesen Umständen von Neuanpflanzungen abgeraten werden muss.
Um den Erhalt der Esche als einheimische Waldbaumart zu sichern und damit verbunden die auf Esche spezialisierten Arten und Lebensgemeinschaften langfristig doch zu erhalten wurde im Jahr 2021 das Bundesländer übergreifende Demonstrationsvorhaben FraxForFuture https://www.fva-bw.de/fraxforfuture ins Leben gerufen. Über das gesamte Bundesgebiet verteilte Untersuchungsflächen dienen als gemeinsame Arbeitsplattform für wissenschaftliche Untersuchungen auf Basis eines breitgefächerten Methodenkatalogs. Die Untersuchungsflächen werden von allen beteiligten Institutionen bearbeitet.
FraxForFuture ist als Demonstrationsprojekt konzipiert. Dies bedeutet, dass neben den unmittelbaren Erkenntnissen zum Eschentriebsterben und dem forstlichen Umgang mit dieser Krankheit auch weitere wichtige Prozesse im Forschungsbetrieb studiert und evaluiert werden sollen. Das Eschentriebsterben als vielschichtige Waldkrankheit steht exemplarisch für ähnlich tiefgreifende und erwartbare Forschungsaufgaben, denen sich Forschende und Akteure der Forschungsförderung künftig stellen müssen. So ist zu klären, welche fachlichen Kompetenzen benötigt werden, wer diese in Deutschland besitzt und in welche Teilaufgaben sich eine komplexe Forschungsfrage aufgliedern lässt. Der Prozess der Zusammenarbeit dieser Partner muss organisiert, strukturiert und moderiert werden — und dies sowohl bei vorbereitenden Arbeiten als auch während der eigentlichen Forschung. Ziel ist u.a. die Identifikation relevanter und kompetenter Forschungspartner zum Aufbau eines transdisziplinären Forschungsverbundes. www.fva-bw.de/fraxforfuture
Das Projekt wird gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit. Es wird aus Fördermitteln des Waldklimafonds finanziert. Projektträger ist die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe e.V. Förderkennzeichen: 2219WK22B4
Das JKI ist mit seinem Fachinstitut für Pflanzenschutz in Gartenbau und Forst am Teilvorhaben FraxPath beteiligt. FraxPath untersucht die Beziehungen zwischen der Esche als Wirtsbaumart und dem Krankheitserreger H. fraxineus. Dabei werden die verschiedenen Symptome des Eschentriebsterbens (z. B. Stammfußnekrose, Triebinfektionen, Blattnekrosen) erforscht und innovative Ansätze zum Management des Pathogens angestrebt.
Die Mykologen des JKI erfassen mittels Mikrosatellitenanalyse und Infektionsversuchen die Populationsstrukturen sowie Virulenz- und Infektionseigenschaften des Erregers H. fraxineus in Deutschland.
Bei bisherigen Infektionsversuchen wurde festgestellt, dass sich verschiedene Isolate des Eschentriebsterbenerregers (H. fraxineus) deutlich in ihrer Virulenz unterscheiden. Im Vorhaben wird die Hypothese untersucht, ob diese Virulenzunterschiede im Zusammenhang mit dem Ausgangssubstrat der Isolate (Blätter, Triebe oder Xylem im Stammfußbereich) oder mit ihrer geographischen Herkunft oder ihrer genetischen Struktur stehen. Hierbei werden auch Standortsaspekte betrachtet. Ein Nebenprodukt des Vorhabens sind Einblicke in die Populationsstruktur des Krankheitserregers in Deutschland.
Außerdem ist geplant, zur Klärung der Ätiologie von Stammfußnekrosen beizutragen, deren genaue Entstehungsweise nach wie vor unbekannt ist. Zur Erreichung dieser Ziele werden am JKI umfangreiche Infektionsversuche an Eschenklonen durchgeführt. Hierzu wird eine möglichst naturnahe Innokulationsmethode entwickelt. Anschließend an Versuchspflanzen entstehende Symptome werden akribisch dokumentiert
Mit den für die Infektionen genutzten Isolaten wird eine Mikrosatellitenanalyse durchgeführt. Bei den Arbeiten wird eng mit Partnereinrichtungen aus den Verbünden FraxPath, FraxGen und FraxMon kooperiert, um Synergien auszuschöpfen. Insgesamt erlaubt das Vorhaben tiefe Einblicke in die Lebensweise des Erregers und lässt Rückschlüsse auf seine evolutionäre Entwicklung zu, auf deren Basis bisherige Strategien im Umgang mit der Krankheit optimiert und neue Strategien entwickelt werden können.
Ansprechperson im Institut
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Gefördert durch
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Projektträger „Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe (FNR)“
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